© Martin Förster (DML-BY)

Meißen: Der Dom im Schatten

Kaum zu glauben, dass der prächtige Dom von Meißen oft übersehen wird. Doch der Besuch lohnt sich in jedem Fall – für Freunde von bildender Kunst und Architektur gleichermaßen.
Als „ältestes Schloss Deutschlands“ formt Albrechtsburg die Silhouette von Meißen schon seit vielen Jahrhunderten – gemeinsam mit dem Dom. Seine stolzen Türme ragen direkt neben dem Schloss in den Himmel über dem Elbtal und dennoch steht der gotische Prachtbau bisweilen im Schatten des Schlosses. Dabei wäre es ein gewaltiger Fehler, die Kirche beim Stadtbummel auszulassen.

Zum Einen ist es natürlich die lichtvolle Architektur, die den Besucher überwältigt und eine lange Geschichte erzählt. Sie reicht bis ins Mittelalter zurück, als an diesem Platz die erste hölzerne Burgkapelle stand. Diese wurde im frühen 11. Jahrhundert durch eine Steinkirche ersetzt, die wiederum unter Bischof Godebold einem romanischen Dom weichen musste. Als später in Magdeburg, Halberstadt oder Naumburg gewaltige gotische Kirchen entstanden, wagten sich Bischof und Domherren aufs Neue an einen „moderneren“ Dombau. Die Arbeiten begannen um das Jahr 1250 und bis 1410 war der größte Teil des Bauprojekts abgeschlossen. Das beeindruckend hohe Kirchenschiff und mehrere Kapellen zeugen bis heute von dieser Zeit. Lediglich die Türme sind wesentlich neuer: Sie mussten mehrfach umgeplant werden, wurden im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört und kamen erst im Jahr 1909 zur Vollendung. 81 Meter hoch ziert das neugotische Turmdoppel seither die Westfassade, das der Architekt Carl Schäfer meisterhaft an die bestehende Formensprache angepasst hat.

Naumburger Meister bewegen noch heute

Im Inneren des Doms verdienen vier lebensgroße Skulpturen besondere Aufmerksamkeit. Sie entstanden um 1260 durch die Werkstatt des Naumburger Meisters. Die Steinfiguren stellen den Evangelisten Johannes und Bischof Donatus von Arezzo dar, das zweite Paar bildet die beiden Stifter des Doms ab: Kaiser Otto I. und seine Gemahlin Adelheid. Die vollplastische und überaus lebendige Darstellung der Figuren zieht die Betrachter schon so viele Jahrhunderte in ihren Bann und hat immer noch einen besonderen Zauber. Solche Zeugen meisterlicher Steinmetzarbeit finden sich überall in der Kirche. Im mittelalterlichen Kreuzgang ebenso wie im „Achteckbau“ oder an fein gestalteten Säulenkapitellen.
Doch nicht nur kunstvoll ausgeführtes Handwerk findet Raum im Meißner Dom – auch die Kunst hat ihren Platz. So bereichert seit 2014 ein großformatiges Bilder-Quartett von Michael Morgner die nördlichen Langhauswand. Der sächsische Künstler visualisierte Urknall – Kreuzigung – Höllensturz – Auferstehung im Farbspektrum von Weiß und Grau bis Schwarz. Die schemenhaften Motive erschließen sich oft erst mit Abstand und laden zur meditativen Betrachtung ein.
Das künstlerische Kontrastprogramm zu Morgners zeitgenössischen Werk stammt ebenfalls aus Sachsen, wenngleich es deutlich älter ist.

Cranach trifft Dürer

Mit dem Einzug der Reformation änderte sich vieles im Dom zu Meißen. So endete die Ära der Fürstenkapelle, weil die protestantischen Sachsen-Regenten künftig im Freiberger Dom beigesetzt wurden. Und von einst 30 Altären verschwanden die meisten, weil die bisherige Art der Heiligenverehrung Luthers Lehre widersprach. Im Gegenzug brachte die neue Zeit Sakralkunst aus den Cranach-Werkstätten nach Meißen. Der „Laienaltar“ vor dem Lettner mit einer Kreuzigungsszene im Mittelteil stammt von da, ebenso das Triptychon in der Georgskapelle. Hier hat Lucas Cranach d. Ä. persönlich Hand angelegt. Porträts von Luther und Melanchthon, Darstellungen von Maria und dem „Schmerzensmann“ Jesus und weitere Werke von Lucas Cranach des Jüngeren und aus seinen Malerwerkstätten machen den Dom zum Gotteshaus in Deutschland, in dem die meisten Cranach-Werke gezeigt werden.
Die können Besucher übrigens auch mit kirchenmusikalischer Begleitung erleben, denn fast täglich erklingt im Dom Musik: MittagsOrgelMusik, Chor- und Kammerkonzerte in der Sommersaison, große Oratorien zu den Kirchenfesten und musikalische Gottesdienste. Der Besuch des Gotteshaus wird so zu einem multimedial-sinnlichen Erlebnis – das sich noch mit einem weiteren Kunst-Erlebnis krönen lässt. Wer sich nämlich in der Fürstenkapelle auf die Suche macht, kann dort auf eine Grabplatte stoßen, die Albrecht Dürer entworfen haben soll. Ein kleiner Tipp dazu: Wer die „Dürer-Maus“ gefunden hat, steht vor dem richtigen Grabmal.

Kommentare

Meine Erfahrungen mit anderen Gästen teilen? Das Sachsen Tourismus Team freut sich auf viele Tipps, Empfehlungen und Urlaubsberichte.

*Pflichtfelder

Das müssen meine Freunde sehen!

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.