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Vor dem Verfall gerettet
Vom Verfall zur Renaissance: Meißens Architekturgeschichte im Wandel
Das Kopfsteinpflaster ist ein ständiger Begleiter auf dem Weg durch Meißens Architekturgeschichte. Schmucke Wohnhäuser und Geschäftsgebäude aus vielen Jahrhunderten säumen die Straßen und Gassen der Porzellanstadt. Und in Gesellschaft von Antje Hainz fühlt sich das bald schon wie ein Wunder an. Denn in viele der historischen Bauten hat die Architektin schon Herzblut investiert, als von Sanierung noch kaum eine Rede war. „1989 waren in Meißen schätzungsweise 40 Prozent der historischen Häuser akut bedroht“, sagt sie heute.
Baustoffe und Handwerker seien derart knapp gewesen, dass oft nur das private Engagement von Architekturenthusiasten die Häuser vor dem Verfall bewahrte und zumindest notdürftige Sicherungsmaßnahmen umsetzte. Die Rettung kam nur wenige Monate nach der politischen Wende: Gemeinsam mit vier weiteren ostdeutschen Städten wurde Meißen zur „Pilotstadt“ für die Entwicklung eines Modell- Verfahrens zur systematischen Stadterneuerung. Großzügige Fördermittel und westdeutsches Sanierungs-Know-how sorgten für neue Impulse, die eine Renaissance für Meißen einläuteten.
Architektonische Preziosen
Entlang der „Denkmalroute“ zeigt sich Meißens architektonisches Schmuckkästchen deshalb drei Jahrzehnte später von seiner allerschönsten Seite. Die historische Bebauung weist kaum Lücken auf und es findet sich kaum ein Haus ohne die blauweiße Denkmalplakette. Architektin Hainz führt regelmäßig Gäste durch die Stadt und an 25 bemerkenswerten Bauten vorbei. Manche sind unübersehbar wie das spätgotische
Rathaus am Markt, das ab 1471 erbaut wurde und für seinen repräsentativen großen Ratssaal berühmt ist. Andere Häuser wirken auf den ersten Blick unscheinbar und verraten ihre Geheimnisse erst auf den zweiten Blick. So muss man am „Prälatenhaus“ an den Roten Stufen erst einmal vorbeigehen, um den kunstvoll gemauerten Giebel zu entdecken. Zugleich öffnet sich hier ein schöner Blick über die Gassen von Meißen und gelegentlich werden auch Führungen im Inneren angeboten, bei denen man die wunderschönen Renaissance-Wandmalereien bewundern kann.
Besonders markant ist ein großes Renaissancehaus an der Görnischen Gasse 4, wo dunklen Fensterlaibungen und Torbögen helle Putzflächen konturierten. Auch diese Sanierung hat Antje Hainz begleitet und so kann sie berichten, dass die Mauern des Hauses einst bis an die Stadtmauer reichten und es schon früh eine eigene Wasserversorgung hatte. Die war schon deshalb nötig, weil „fünf Biere“ zum Haus gehörten –fünfmal im Jahr durfte hier Bier gebraut und ausgeschenkt werden. Denn über Jahrhunderte war die Bierversorgung ein Privileg und die Pflicht der Meißner Hausbesitzer, denn das Grundnahrungsmittel war zu vielen Zeiten gesünder als das Wasser aus den Brunnen.
Reizvoller Nachtbummel
Solche Geschichten finden sich zu vielen weiteren Gebäuden auf der Denkmalroute, auf der sich auch Barockhäuser wie in der Fleischergasse 6 finden und Bauten der Gründerzeit oder im Stil der Neorenaissance. Und wenn gerade keine Stadtführung angeboten ist, empfiehlt die Architektin einen abendlichen Bummel durch die Kopfsteinpflastergassen. Wer dann den Blick nach oben richtet, kann in den erleuchteten Etagen immer wieder einen Blick auf prächtig verzierte Balkendecken oder feinen Stuck über glitzernden Kronleuchtern erhaschen.
Selbst manche Hausgeschichte lässt sich dann noch ganz ohne kundige Führer erfahren. Denn vor vielen Häusern der Denkmalroute sind Infotafeln mit QR-Codes montiert, die einem
Smartphone noch viel mehr Interessantes aus den vergangenen Jahrhunderten entlocken.
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