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Leipzig: 500 Jahre Auerbachs Keller

Goethe machte „Auerbachs Keller Leipzig“ weltberühmt. Jetzt ist das Lokal auf dem Weg zum 500. Jubiläum und feiert seine Geschichte(n).

Die Leipziger Studenten müssen ihren Rektor geliebt haben, denn 1525 hatte der gelehrte Dr. Heinrich Stromer von Auerbach einen „Nebenjob“ als Gastronom aufgenommen. Nur einen Steinwurf von seiner Universität entfernt eröffnete er damals eine Weinstube im Keller eines alten Handelshofes. Das Besondere an „Auerbachs Keller“: Auch Studenten waren willkommen, sodass sie nicht länger in Lokale jenseits der Stadtmauer pilgern mussten. Anno 1765 zählte auch ein 16-jähriger Jurastudent namens Johann Wolfgang von Goethe zu den trinkfreudigen Gästen, und er war begeistert: vom süßen Studentenleben fernab des strengen Vaters, aber wohl auch von der Dekoration des Kellergewölbes. Dort nämlich hingen seit 1625 zwei Ölgemälde unter der Decke, die den sagenhaften „Fassritt“ des Dr. Faustus zeigen – lange bevor sich Goethe zum Dichterfürsten aufschwang und dem Lokal in seinem „Faust“ ein literarisches Denkmal von Weltrang setzte.

Unterhaltsam genießen

Wer die historischen Räume erleben möchte, kann das täglich bei verschiedenen kulinarischen Führungen tun, oder man mietet sich gleich für einen besonderen Anlass ein. Auf Wunsch werden dann neben deftigen Speisen auch unterhaltsame Geschichten serviert, und für ein paar Stunden wird ein halbes Jahrtausend lebendig.

Darüber hinaus können sich Besucher bis Ostern 2025 auf viele außergewöhnliche Angebote freuen. Workshops und Kinderführungen finden sich im Jubiläumsprogramm, Poetry Slams kommen auf die Bühne und bei der „Fasskellerzeremonie Anno Domini 1525“ plaudert der Kellermeister noch manches Geheimnis aus.
Zurück im „Großen Keller“ erscheinen plötzlich viele der Wandgemälde in einem neuen Licht. Zwischen vermeintlich historischen Figuren tauchen nun vertraute Gesichter auf, etwa das Antlitz eines wohlbekannten Immobilieninvestors oder Menschen, die sich um „Auerbachs Keller“ verdient gemacht haben. Dazu zählt auch der ebenfalls abgebildete Japaner Mori Ōgai. Der nämlich war 1885 hier zu Gast und setzte später eine weinlaunige Idee in die Tat um: Er übersetzte den ersten „Faust“ ins Japanische, was bis heute viele fernöstliche Goethe-Fans nach Leipzig bringt. Die mögen hier nicht nur das historische Ambiente, sondern auch die Küche. Die hausgemachte Rindsroulade mit Rotkohl und Klößen ist ein Bestseller des Hauses, wie auch das Angebot „Schüsseln auf den Tisch“: Hier wird feiner Wildschweinbraten mit Klößen wie anno dazumal in dampfenden Schüsseln serviert.

Link zu Auerbachs Keller
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Auerbachs Keller in Leipzig
© Wentzlaff, MediaHeadz
"Auerbachs Keller Leipzig", Kellermeister Müller

Von Luther bis Goethe

Wer heute von der schicken Mädler-Passage in den Keller hinabsteigt, sollte freilich keine lärmende Studentenkneipe mehr erwarten. Aus „Auerbachs Keller Leipzig“ ist ein gediegenes Restaurant geworden, aber der „Faust“ ist dennoch allgegenwärtig. Zwei Figurengruppen in der Passage weisen Gästen den Weg, und der große Gastraum ist voll von Bezügen zur Geschichte um den Pakt des alternden Faust mit dem Teufel. Nur: Ein 500 Jahre altes Gemäuer sollte eigentlich anders aussehen, oder?

Da stimmt Heike Weiß zu: „Unser ‚Großer Keller‘ entstand in dieser Form erst 1913 als Erweiterung des bestehenden Kellerlokals. Damals wurde die neue Mädler-Passage auf den Fundamenten des alten Auerbachschen Hofes gebaut.“ Weiß arbeitet seit 27 Jahren im Haus und wann immer es ihre Zeit erlaubt, führt sie die Gäste persönlich in die Geheimnisse und Geschichten der alten Gewölbe ein.
Diese Zeitreise beginnt im Raum „Alt-Leipzig“, dessen Wandbilder die historische Messestadt zeigen, etwa den quirligen Markt am Alten Rathaus oder auch die Pleißenburg, auf deren Grundmauern das Neue Rathaus errichtet wurde. „Dort hat der junge Goethe Malstunden bei Adam Friedrich Oeser genommen“, sagt Heike Weiß. Und auch die berühmte „Leipziger Disputation“ zwischen Martin Luther und Johannes Eck habe in einem Vorgängerbau an diesem Ort stattgefunden. Daran erinnert ein Bild im übernächsten Raum, das neben den beiden Theologen auch den Kellerwirt Heinrich Stromer zeigt – „Es ist also recht wahrscheinlich, dass auch der Reformator hier zu Gast war“, womöglich sogar im heutigen „Lutherstübchen“. Die beiden bedeutendsten Räume liegen nebenan: der „Goethe-Keller“ mit den besagten Faust-Gemälden und der „Fasskeller“. Das ist auch der älteste Raum der historischen Weinstuben, und er war angeblich über die benachbarte „Hexenküche“ und einen geheimen Gang direkt mit der früheren Universität verbunden.
Wohl bekomm’s!

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