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Der einzigartige Garten am Göschenhaus
In den Jahren nach dem Kauf verbrachte Verleger Göschen immer mehr Zeit in Grimma, 1797 ließ er sogar seine Druckerei hierher umziehen und wurde dadurch zum größten Arbeitgeber vor Ort. So konnte er sich mit besonderer Hingabe dem Garten widmen, den er ganz nach dem klassizistischen Ideal gestalten ließ. Auf mehr als 4.000 Quadratmetern Fläche ließ Göschen Terrassen ausbauen, einen Pavillon errichten und sorgte sogar für eine Theaterbühne. Auch Johann Gottfried Seume war beeindruckt und schrieb begeistert: „Man wallfahrtet aus Leipzig zu uns, wenn man sich wenigstens eine Idee von der Schönheit der Natur schaffen will…“
So führt also die Zeitreise den Besucher aus dem „Göschenhaus“ heraus und hinein in den Garten. Der gilt als einziger erhaltener klassizistischer Privatgarten Sachsens aus der Zeit um 1800. In den warmen Monaten wird er zum Schauplatz verschiedener Aufführungen und Veranstaltungen, lädt zu Spaziergängen und entspannter Ruhe in der Natur ein. Und auch hier stößt der Flaneur bald auf Spuren Seumes. An dessen Lieblingsplatz erinnern Worte Friedrich Schillers an den Aufbruch nach Syrakus: „Eil, in die Furche der Zeit Gedanken und Thaten zu streun, die, von der Weisheit gesät, still für die Ewigkeit blühn.“
Das Göschenhaus bei Grimma
Für den erfolgreichen Verleger Göschen war der Kauf der Immobilie offenbar eine besondere Herzenssache. An Christoph Martin Wieland, einen seiner wichtigsten Autoren, schrieb er nach dem Kauf: „Ich glaube, ich habe mir einen Zuwachs an Gesundheit und Leben erkauft in einem artigen Gebäude und einem Garten in einer der schönsten Gegenden der Welt.“ Zu dieser Zeit hatte sich der Kaufmannssohn Georg Joachim
Göschen bereits einen Namen unter den deutschsprachigen Verlegern gemacht. Zwischen 1785 und 1791 verlegte er sogar Goethe und Schiller, später wurden vor allem seine
Prachtausgaben der Werke von Wieland und Klopstock viel beachtet und bewundert. 1793 baute er neben dem Verlag eine eigene Druckerei in Leipzig auf, wo er erstmals in Sachsen auch mit lateinischen Lettern drucken ließ. Im Gegensatz zu Werken in der üblichen deutschen Frakturschrift waren diese Bücher auch für gebildete Stände im Ausland lesbar.
Dank seines unternehmerischen Erfolgs konnte sich Göschen 1795 das Sommerhaus über dem Muldetal kaufen, das Seume später so liebevoll als „Siedelei“ beschrieb. Dem
Charme des ländlichen Idylls kann man sich selbst heute nur schwer entziehen, zumal viele originale Stücke das Museum im „Göschenhaus“ zu einem wahren Schatzkästchen machen. Viele Details aus der langjährigen Verbindung zwischen dem Verleger und Seume werden hier sichtbar; das Ambiente jener Jahre lässt den Besucher zwei Jahrhunderte in die Vergangenheit reisen. So ist etwa die frühere „Gartenstube“ als Biedermeierzimmer ausgestaltet, in dem viele Objekte aus dem Besitz der Familie Göschen zu sehen sind und etliche Drucke aus der Druckerei des Verlegers. Ebenfalls sehenswert: das „Kaminzimmer“ mit seiner Deckenbemalung, das auch heute noch einen idealen Rahmen für Kulturveranstaltungen und private Feste bietet.