© © Foto: Albertinum | Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Elke Estel/Hans-Peter Klut

Dresden: Die Caspar David Friedrich Austellungen

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden feiern den Geburtstag von Caspar David Friedrich mit einer opulenten Doppelschau an zwei Standorten.

In Greifswald wurde Caspar David Friedrich 1774 geboren, zum Studium ging er nach Kopenhagen. Dennoch nennt sich die Dresdner Schau zu seinem 250. Geburtstag selbstbewusst: „Wo alles begann.“ Für den Kurator Holger Birkholz hat das seine Richtigkeit: „In Dresden wurde Friedrich zum Romantiker, hier schuf er alle seine Gemälde und wurde zu dem Künstler, als den wir ihn heute schätzen.“
Um die künstlerische Breite seines Werkes angemessen zu würdigen, präsentieren die Kunstsammlungen die Ausstellung an zwei unterschiedlichen Orten. Das Kupferstich-Kabinett im Residenzschloss nähert sich Caspar David Friedrich gleichsam mit dem Brennglas: Hier stehen seine Zeichnungen im Fokus, die zumeist auf Wanderungen im Dresdner Umland und in der Sächsischen Schweiz entstanden. Die Zeichenweise des Künstlers und die Entstehungsgeschichte berühmter Werke lassen sich hier im Detail nachvollziehen – und führen schließlich ins Albertinum, wo Friedrichs Gemälde gezeigt werden.

Dort legt Kurator Birkholz besonderes Augenmerk auf Caspar David Friedrichs Blick auf die Alten Meister. „Er war ja in Dresden schon damals von vortrefflichen Kunstschätzen umgeben“, erzählt der Kunsthistoriker und will deshalb auch Bezüge zu älteren Werken aus Dresdner Museumsbeständen offenlegen. Die meisterhaft umgesetzte Lichtstimmung in den Werken von Claude Lorrain beeinflusste Friedrich ebenso wie die Kunst des Jacob van Ruisdael, etwa das beeindruckende Bild „Jüdischer Friedhof“. Gleichzeitig stellt Holger Birkholz die Gemälde Friedrichs in den Kontext von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Umkreis des Malers, um das Blickfeld auf die Malerei der Romantik zu verbreitern.

Im Zentrum stehen freilich Friedrichs Ölgemälde. Der ikonische „Wanderer über dem Nebelmeer“ reist gemeinsam mit „Hügel und Bruchacker bei Dresden“ aus der Hamburger Kunsthalle nach Dresden. Aus Winterthur in der Schweiz kommt die stimmungsvolle „Landschaft mit Eichen und einem Jäger“, Friedrichs „Ostermorgen“ aus dem Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid hat den weitesten Weg. Als größtes Format wird „Der Watzmann“ zu sehen sein, eine Leihgabe der Alten Nationalgalerie in Berlin.

Sehnsucht, noch immer

Viele dieser herausragenden Friedrich-Werke sind im Laufe des Jubiläumsjahres auch in Hamburg und Berlin zu sehen, kombiniert mit Bildern aus dem reichhaltigen Dresdner Bestand. Dennoch wirbt Holger Birkholz mit guten Gründen für einen Besuch in Elbflorenz: „Einige von Friedrichs Hauptwerken dürfen aus konservatorischen Gründen nicht mehr reisen, weil sie im Gegensatz zu vielen anderen noch im Originalzustand und damit sehr empfindlich sind.“ Gemälde wie der „Tetschener Altar“ und das faszinierende Spätwerk „Das Große Gehege bei Dresden“ werden deshalb nur in Dresden zu sehen sein, ebenso die „Schiffe im Hafen am Abend“ oder der „Toreingang in Meißen“. Sie machen die Dresdner Ausstellung zu einem unbestrittenen Höhepunkt des Festjahres – wohl nirgends sonst wird man sich dem Künstler so nahe fühlen können. Zumal seine Werke mehr denn je in die heutige Zeit zu passen scheinen, was Kurator Birkholz ebenso wahrnimmt: „Im permanenten Bilderstream der sozialen Medien taucht Friedrich immer wieder auf und behauptet sich gegen die Bilderflut.“

Den sehnsuchtsvollen Blick auf eine teils entfremdete Natur teilen auch heute viele Menschen mit Caspar David Friedrich, genau wie die Suche nach Frieden in unruhigen Zeiten oder den Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung. Friedrich war ein durchaus politischer Mensch, der seine Ansichten subtil in seine Kunst einbrachte. Ein Grund, warum der Maler trotz seines künstlerischen Renommees in Dresden niemals eine ordentliche Professur erhielt, vermutet Kurator Birkholz. So tragen die Protagonisten im Bild „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ die – damals verbotene – altdeutsche Tracht, was eine Sympathie zur frühen Demokratiebewegung bekundete.

Diese Kunst braucht Nähe

Sehen kann man dieses kleinformatige Gemälde ausnahmsweise im Kupferstich-Kabinett, dessen Ausstellungsteil nur bis 17. November zu sehen ist und von Petra Kuhlmann-Hodick kuratiert wird.

Sie nutzt das Werk als Beispiel für die Arbeitsweise Friedrichs, der Details aus seinen Bleistiftstudien „oft viel genauer als nötig“ in seine Ölgemälde einbrachte. Deutlich erkennbar sind hier zwei Baumstudien, die er zusammenführte und partiell überaus detailliert in seine finale Komposition zu „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ übertrug. „Uns sagt das viel über sein Verständnis von Kunst“, erklärt Kuhlmann-Hodick. „Für Caspar David Friedrich war die Empfindung des Künstlers der wichtigste Impuls für seine Arbeit“, erklärt die Kuratorin. Die „aufrichtig wahrgenommene und wiedergegebene Natur“ sei für die Darstellung dieser Emotionen der einzig angemessene Rahmen gewesen, „weil die Natur als Gottes Schöpfung nicht verbessert werden kann.“

Um den Bleistift- und Sepiazeichnungen maximale Wirkung zu verschaffen, zeigt das Kupferstich-Kabinett nur wenige farbige Werke, darunter einige Gouachen von Friedrich. Die Menschen sollen hier auf Tuchfühlung gehen, um dem Künstler möglichst nahe zu kommen – was durchaus wörtlich gemeint ist. „Friedrich hat seine Zeichnungen oft unglaublich klein angelegt und erst aus der Nahperspektive entfalten sich viele Details“, sagt Petra Kuhlmann-Hodick.

Sie erhofft sich viel Aufmerksamkeit für einige ganz besondere Werke. Nicht alles, was Friedrich zeichnete, diente nur als Vorarbeit. Die aus Berlin geliehenen Sepiazeichnungen „Frühling – Morgen – Kindheit“ und „Herbst – Abend – Reife“ aus dem „Zyklus der Zeiten“ zählen zu den bemerkenswertesten Blättern in diesem Teil der Ausstellung. Nicht allein, weil Vergänglichkeit und der Zeitenlauf zu typischen Sujets der Romantiker zählen. Vielmehr zeigen diese beiden Werke Friedrichs gestalterische Kraft und sein künstlerisches Können auf eindrückliche Weise. „Es ist wahnsinnig interessant, wie unterschiedlich er diese beiden Jahreszeiten-Blätter angelegt hat.“ Zudem sei der „Herbst“ ein wunderbares Beispiel, „wie seine Naturstudien in die Komposition seiner Werke einfließen: Im abgebildeten Gebirgszug findet sich seine Skizze des ‚Honigsteins‘ in der Sächsischen Schweiz wieder.“ Wie übrigens auch auf dem Rudolstädter Ölgemälde „Morgennebel im Gebirge“ im Albertinum.

Zugleich illustrieren sie, wie die Natur und besonders die Sächsische Schweiz das Schaffen des Künstlers Friedrich prägten. Deshalb widmet sich die Ausstellung prägenden Ortsbezügen in seinem Schaffen, wie dem kleinen Örtchen Krippen. Dort fand Caspar David Friedrich 1813 langsam aus einer Schaffenskrise heraus, nachdem ihm die Wirren des Krieges gegen Napoleon kaum mehr Muße für seine Kunst gelassen hatten. Seine Krippener Skizzen zeigen Zeichnungen von Bäumen oder Felsen und sind teils mit persönlichen Bemerkungen zum politischen Geschehen versehen. Und wieder taucht ein bekanntes Detail auf: Unter den Motiven findet sich die „Felsige Kuppe“ – jener Gipfel, den der „Wanderer über dem Nebelmeer“ erklomm. Friedrichs Sehnsuchtsbild für die Ewigkeit.

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© (c) Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer Fotografie
Caspar David Friedrich, Das Große Gehege bei Dresden. 1932, Albertinum
© (c) Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer Fotografie
Caspar David Friedrich, Das Große Gehege bei Dresden. 1832, Albertinum

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