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Stützpfeilern begraben. Zwar erinnert der Parkplatz vor der Kirche heute kaum mehr an den Gottesacker, doch einzelne Grabplatten an der Dommauer zeugen noch immer von
den bewegten Zeiten.
Im Wandel der Jahrhunderte
Es waren Zeiten von verheerenden Kriegen und Stadtbränden, die selten vor den Kirchenmauern Halt machten. Mehrfach nahm der Dom Schaden, immer wieder wurde er aufgebaut oder repariert, stets im Stil der Zeit. So kommt es, dass der prächtige Kirchenbau Stilelemente vieler Jahrhunderte in sich vereint. Als älteste Bauteile gelten der untere Teil des Turms und das romanische Westportal. Beide dürften aus der Zeit um 1221 stammen, als der Dom geweiht wurde und die Vorgängerkirche St. Johannis ersetzte, die hier unter dem Meißner Bischof Eido um die erste Jahrtausendwende nach Christus errichtet worden war.
In den folgenden Jahrhunderten wandelte sich das Antlitz des Doms immer wieder. Mehrere Stadtbrände beschädigten ihn im 15. Jahrhundert, der Feuersbrunst von 1634 fielen Teile des Turms, das gesamte Dach und die prachtvolle gotische Innenausstattung zum Opfer. Oft dauerte der Wiederaufbau Jahrzehnte, vielfach unterbrachen Kriege oder Geldnot die Arbeiten. Nachdem schließlich das Gotteshaus in den Napoleonischen Kriegen als Lazarett, Magazin und sogar als Pferdestall herhalten musste, entschloss man sich 1813 zu einer umfassenden Restaurierung. Diese war mit einer radikalen Umgestaltung im neugotischen Stil verbunden, der keine verspielten Barockelemente duldete: Etliche der Seitenaltäre sowie die Beichtstühle mussten weichen und sogar der Orgelprospekt erhielt ein neues Gesicht. Lediglich der Altarraum im vorderen Hauptschiff, die Kanzel und die Fürstenloge im barocken Stil blieben erhalten. Die letzte große Erneuerung des Doms endete 1955 mit der Beseitigung der Kriegsschäden und dem Ersatz der zerstörten Buntglasfenster aus dem 18. Jahrhundert.
Ökumene seit 1530
Doch nicht nur äußerliche Faktoren wie Krieg und Zerstörung prägten die Geschichte von St. Petri. Vor allem eine innerkirchliche Bewegung – die Reformation – hat großen Anteil daran, dass der Bautzener Dom nicht nur architektonisch eine Besonderheit ist. Als erste Simultankirche Deutschlands dient er bereits seit 1530 als gemeinsames Gotteshaus für Katholiken und Protestanten. Nur 13 Jahre nach Luthers Thesenanschlag in Wittenberg waren die Gedanken der Reformation in Sachsen auf so fruchtbaren Boden gefallen, dass ein großer Teil der Bürgerschaft zum Protestantismus übergetreten war. Doch was anderswo zu
blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen führte, fand in Bautzen eine pragmatische Lösung, die bis heute Bestand hat: Ein Drittel der Kirche gehört der katholischen, zwei Drittel gehören der evangelischen Domgemeinde. Im Inneren ist das an zwei Altären, zwei Orgeln und einem trennenden Geländer im Kirchenschiff ersichtlich. Außerdem teilen sich die Gemeinden den Dienst während der Öffnungszeiten, sodass Besucher den Dom jeweils eine Woche durch den kleineren, »katholischen« Eingang und zwei Wochen durch das Portal der Protestanten betreten.
Doch ganz gleich, welches Portal man nimmt: Der erste Blick geht unweigerlich nach oben. Entlang der mächtigen Säulen, aus denen in lichter Höhe filigrane Gewölberippen sprießen, die sich an farbenfrohen Schlusssteinen vereinen. Erst wenn man die Größe des Raums ermessen hat, entdeckt man all die
anderen Details: den katholischen Hochaltar aus Maxener Marmor, den der Italiener Giovanni Maria Fossati schuf. Oder das beeindruckende Kruzifix, das der Dresdner Zwinger-Bildhauer Balthasar Permoser dem Dom einst schenkte und das etwas versteckt hinter dem filigran geschnitzten Chorgestühl aus Eichenholz an der Wand hängt. Natürlich gibt es noch viel mehr zu entdecken und nicht allein mit den Augen. Denn die gewaltige Eule-Orgel mit ihren fast 4.000 Pfeifen muss man einerseits wegen ihrer prächtigen Jugendstil-Ausstattung von 1910 gesehen haben. Noch viel mehr sollte man sie aber hören. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.