© Wolfgang Sens

Torgau: Schloss Hartenfels und die Schlosskapelle

Torgau

In Schloss Hartenfels führt der Kurfürst die Gäste persönlich herum und die einzigartige Schlosskapelle ist auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe.
© Adobe-Stock 516306509, Mark Lämmchen
Wendelstein, freistehende Wendeltreppe
© Klemens Renner
Spiegelstube
Da wurde selbst der Kaiser neidisch: Als der siegreiche Karl V. im Jahr 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg an Torgau vorbeikam, soll er Schloss Hartenfels als „wahrhaft kaiserliche Burg“ bezeichnet haben. Verbürgt ist dieser Ausspruch nicht, doch plausibel ist die Legende allemal und wer Hartenfels heute besucht, kann den Kaiser verstehen. Hoch über der Elbe gelegen, hat das prächtige Renaissanceschloss bis heute nichts von seinem Zauber verloren. Der stolze Bau auf den Grundfesten einer mittelalterlichen Burg geht auf Herzog Albrecht zurück, dessen Vater einst in Torgau residierte. Das Silber aus dem Erzgebirge hatte die sächsischen Kurfürsten so reich gemacht, dass sie den repräsentativen Neubau ab 1484 vorantreiben konnten. Auf Albrecht folgte dessen Neffe Friedrich der Weise als Hausherr auf Hartenfels. Der ließ das Schloss weiter ausbauen und sicherte sich als Beschützer Martin Luthers seinen Platz in den Geschichtsbüchern, bevor ihn sein Bruder Johann der Beständige als Kurfürst beerbte. Vollendet wurde der Schlossbau schließlich unter Johann Friedrich dem Großmütigen. Der regierte ab 1532 und lässt es sich nicht nehmen, auch heute noch die Hartenfels-Besucher persönlich durch das Schloss zu begleiten.

Unterwegs mit Johann Friedrich

Der virtuelle Johann Friedrich beginnt seine Führung in einem Schlossgemach mit herrlichem Elbblick. Kurzweilig führt er in die Schlossgeschichte ein und plaudert während des gesamten Rundgangs aus dem „Nähkästchen“ eines Kurfürsten. Dabei wird es mal politisch, mal privat oder auch ganz persönlich, wenn er über sein enges Verhältnis zu seinem Beichtvater Martin Luther spricht. Die erhellende Entdeckungsreise führt durch sparsam möblierte Gemächer, in denen originelle Multimedia-Installationen die Ausstattung ersetzen. Besonders gut kommen sie im Speisezimmer der Familie zur Geltung, wo (virtuell) selbst die Teller befüllt werden, was für die damalige Zeit ein Novum war. So unterhaltsam sind Geschichtsstunden selten – sie machen das Leben und Wirken des mächtigen Kurfürsten und die Lebenswelt seiner Epoche zu einem außergewöhnlichen Bildungserlebnis für alle Generationen. Vollendet wird die Tour in einem Raum, in dem man die Zeit der „Festung Torgau“ auf ziemlich explosive Weise ergründen kann. Nur soviel sei verraten: Die tragende Rolle übernimmt eine Kanone …

Architekturjuwel und Welterbe

Für zwei weitere herausragende Architekturerlebnisse muss man die warmen Schlossstuben verlassen. Zum einen wartet auf dem Schlosshof der Große Wendelstein: 1537 durch Baumeister Konrad Krebs vollendet, ist die freitragende Wendeltreppe aus Sandstein ein fragiles Meisterwerk voller Schönheit und faszinierender Details. Der Weg empor führt schließlich in die historische „Spiegelstube“. Deren Ausgestaltung geht auf die Werkstatt Lucas Cranachs zurück, der auch die sächsischen Kurfürsten und Martin Luther mehrfach porträtierte. Sogar Schloss Hartenfels verewigte der Meister mehrfach in Öl – das bekannteste dieser Bilder ist heute im Prado in Madrid zu bewundern.
Nach dem Abstieg vom Wendelstein sind es nur wenige Schritte zum bescheidenen Portal der Schlosskapelle. 1544 stand hier der erste Prediger auf der Kanzel: Es war kein Geringerer als Martin Luther. Die schlichte Innengestaltung spiegelt die Elemente von dessen Theologie wider: Gleich der erste Blick in der Schlosskapelle fällt auf die Kanzel, direkt gegenüber dem Portal. Das betont die Bedeutung, die der Reformator der Predigt beimaß. Der Altar, von vier Engelsfiguren getragen, macht die Abkehr vom Prunk der römisch-katholischen Kirche überdeutlich. Weil die Schlosskapelle als erster protestantischer Kirchenbau gilt und Blaupause für viele weitere Kirchen im ganzen Land war, bemüht man sich jetzt bei der UNESCO um die Anerkennung als Weltkulturerbe.
 
www.tic-torgau.de

Zu Gast beim „Urkantor“ der Lutheraner

Nach dem Besuch der Schlosskapelle ist ein Bummel in die Katharinenstraße der perfekte Abstecher. Dort beleuchtet die Ausstellung „Klang & Glaube“ in einem wundervoll restaurierten Priesterhaus das Leben von Johann Walter. Der veröffentlichte vor genau 500 Jahren sein „Geistliches Gesangbüchlein“ und wurde 1527 Kantor in Torgau. Luther schrieb ein Vorwort für Walters Gesangbuch, was diesen zum „Urkantor“ der evangelischen Kirche machte – wo der Gemeindegesang als wichtiger Beitrag zum christlichen Glauben betrachtet wird.

Darüber hinaus widmet sich die 42. Torgauer Festwoche der Kirchenmusik dem Werk von Johann Walter. Unter dem Motto „500 Jahre geistliches Chorgesangbuch“ können Freunde der Kirchenmusik in diesem Jahr zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen genießen. Maßgeblich verantwortlich dafür zeichnet Christiane Bräutigam, die heute in Torgau tätige Kantorin.
© Dirk Brzoska
Im Priesterhaus des Georg Spalatin

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