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Carl Ernst Heinke im Jahr 1888 zu seiner Investition bewog.
Vielleicht stand er hoch oben auf dem Friedhof an der Nikolaikirch-Ruine und schaute hinab zur Spree und auf das Mühlrad, das sich stetig darin drehte. Viel Arbeit würde auf ihn warten, denn schon damals war die Mühle fast 400 Jahre alt. Seit 1493 diente sie erst als städtische Drahtmühle, später kam ein Eisenhammerwerk hinzu und nun wollte Müllermeister Heinke am Vorabend des Industriezeitalters eine Getreidemühle daraus machen. Als frischgebackener Mühleneigner ließ er den Durchmesser des hölzernen Wasserrades verdoppeln und es später durch ein eisernes ersetzen. Heinke ließ Mehlmischmaschinen installieren und die Technik modernisieren – und hatte schließlich Erfolg. Eines konnte der Müller beim besten Willen nicht vorhersehen: Dass sich seine Mühle noch 130 Jahre später im Familienbesitz befinden und die Kraft der Spree noch immer die Mahlwerke der „Hammermühle“ laufen lassen würde.
Kaffeeplausch mit dem Müller
Wer heute vom Nikolaikirchhof am Rand der Bautzener Altstadt
ins Tal schaut, genießt noch immer einen wundervollen
Blick. Statt eines halb verfallenen Eisenhammers steht
nun ein schmuck renovierter Bau voller Leben am Spreeufer.
Vor allem am Samstagvormittag lohnt der Spaziergang hinab,
dann gibt es im Mühlenladen auch selbst gebackenen Kuchen
und Kaffee, der beim Plausch mit den Müllersleuten im
Innenhof am besten schmeckt. Und dann erzählt der „Teilzeitmüller“ Stephan Hierl, der mit seiner Familie auf dem
Mühlengrundstück lebt und die „Hammermühle“ nun in
der sechsten Generation führt. Mehl wird hier nicht mehr gemahlen, aber die Bio-Öle und der frische Mühlensenf sind gefragt. Dafür werden beispielweise Leinsamen gepresst oder eben Senfkörner, die mit den unterschiedlichsten Zutaten und Aromen zu ganz außergewöhnlichen Senfkreationen werden. Passend zur "Senfstadt’ Bautzen“ sind die regelmäßigen
Senf-Workshops besonders beliebt, bei denen die Gäste selbst
Senf herstellen und ihre ganz persönliche Geschmacksvariante komponieren können.
Feines für den Gaumen
Wie vielfältig der frische Senf schmecken kann, erfährt man am besten im Mühlenladen. Sorten mit Kräutern, Früchten und
interessanten Gewürzkombinationen stehen hier zum Kosten
und für den Verkauf bereit. Dazu Marmeladen, Chutneys oder
das Mühlenmüsli sowie eine feine Heilerde, wie sie schon von
den Vorfahren des jungen Müllers hergestellt wurde. Nach dem Stopp im Lädchen erscheint die kleine Führung durch die Mühle umso interessanter. Über etliche Etagen geht es auf Treppen und Stiegen bis unters Dach. Stephan Hierl kennt hier wirklich jedes Detail und erklärt gern, dass etwa der Antriebsstrang der Mühle noch immer aus der Zeit seines
Urahns stammt, obwohl schon seit Jahren ein Generator die
Wasserkraft der Spree für die Mühle nutzbar macht. Auf allen
Ebenen finden sich Maschinen und technische Details aus
den unterschiedlichsten Epochen, sodass der Rundgang einer
Zeitreise durch die Technikgeschichte gleicht. Ganz so dauerhaft wie die Mühlenmechanik ist „Heinke’s
Senf “ übrigens nicht. Auf Anraten des Chefs sollte der Senf nach dem Öffnen umgehend gegessen werden, da keinerlei Konservierungsstoffe verwendet werden. Aber das dürfte
kein Problem sein, bei diesem Aroma…
Link zur Hammermühle