Bautzen: Das Museum Bautzen

Sachsens Städte
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© TMGS, Holger Hinz
Das Museum Bautzen ist verzaubert mit Exponaten, die selbst in New York oder Tokio gefragt sind.
Als Gründer des Museums kann man Oscar Roesger nicht bezeichnen. Diese Ehre gebührt wohl dem Industriellen und Kunstsammler Otto Weigang, der maßgeblich zur Entstehung des Hauses beigetragen hat. Dennoch kommt in den 56 Ausstellungsräumen des Museums niemand an dem Buchhändler und leidenschaftlichen Sammler Roesger vorbei. Denn an hunderten Exponaten findet sich vor der Inventarnummer ein „R“ – wie Roesger. Die Bandbreite jener Museumsstücke reicht von Kinderbüchern und Blaudruckmustern bis zu Kachelöfen, Küchengeräten und ganzen Wohnstuben aus der Oberlausitz. Die Roesger Sammlung bildete den Grundstein des heutigen Museums
dessen Eröffnung im Jahr 1912 der Buchhändler nicht mehr erlebte.

Oscar Roesger – der Sammler und Netzwerker

Sein Geist der Vielfalt belebt das Haus seit Anbeginn. Über drei Etagen erschließen sich die Besucher ein außergewöhnliches Museumserlebnis, das die Regional- und Stadtgeschichte Bautzens in vielen Facetten umfasst und schlussendlich von einer exquisiten Sammlung bildender Kunst gekrönt wird. Roesger selbst war zwar kein großer Kunstsammler, doch er war derart gut in der gesamten Region vernetzt, dass ihm ständig Kollektionen auch fremder Sammelgebiete angetragen wurden. So sei er auch mit dem kunstsinnigen und vermögenden Fabrikanten Weigang in Kontakt gekommen, der seine eigene Kunstsammlung gern öffentlich ausstellen wollte und deshalb Oscar Roesgers Traum von einem Museumsneubau forcierte.

Dieser Traum zeigt sich bis heute ganz im Stil der Zeit, mit Reminiszenzen an Jugendstil und die Gründerjahre. Im Parterre bergen die schmucken Räume eine lebendige Schau zur Regionalgeschichte. Von den ersten Siedlungsnachweisen der Oberlausitz führt sie den Besucher durch Jahrhunderte mit Bauern, Bürgern und fleißigen Leinewebern. Dieser Kreis schließt sich mit den neuesten Industrieansiedlungen zwischen Bautzen und Zittau – schließlich ist die Geschichte nicht mit dem Hier und Heute beendet.
 Eine Etage höher steht die Stadt im Fokus: Mehr als 1.000 Jahre ist Bautzen. Die Exponate beleuchten den steten Wandel der Stadt im Laufe der Jahrhunderte mit Kriegen, Feuersbrünsten und immer wieder auch Zeiten wissenschaftlichen Fortschritts und blühender Künste.

Carl Lohse & Otto Dix

Der bildenden Kunst ist denn auch die obere Etage gewidmet. Werke des Expressionisten Carl Lohse füllen hier einen ganzen Saal, da der Künstlerfreund von Otto Dix und
Conrad Felixmüller häufig seine Wahlheimat in der Oberlausitz zum Sujet wählte. Daneben finden sich in den thematisch sortierten Sälen Werke von Carus bis Cranach, ein
beeindruckendes Bismarck-Porträt von Franz von Lenbach und etliche farbenstrahlende Werke Hans Ungers, die Museums-Mäzen Weigang bereits zu Lebzeiten des Malers ankaufte.

Grafiken von Albrecht Dürer und Rembrandt markieren den Zeithorizont der historischen Kunstwerke, während Künstler wie Harald Metzges oder Sophie Natuschke für moderne Akzente sorgen. Ein Dürer-Druckstock aus der Sammlung konnte letztens in das New Yorker Metropolitan-Museum gebracht werden und Rembrandt-Grafiken waren schon in Japan zu sehen. Dass derlei Leihgaben die Ausstellung schmälern, steht dennoch kaum zu befürchten. Derzeit sind weniger als zwei Prozent der Sammlung ausgestellt. Es bleibt also spannend.

Link zum Museum Bautzen

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© Philipp Herfort
Magazin Stadtschönheiten Sachsen
05. August 2025