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aus Kunststoff ragen von der Decke gen Fußboden, kaum
dass man die »Manufaktur der Träume« betritt. Und wie
in einem Bergwerksstollen ziehen Eindringlinge von außen
instinktiv den Kopf ein, wenn sie die fremde Umgebung
betreten. Wer sich hier im wahrsten Sinne des Wortes
»klein macht«, erhält Zutritt in eine Welt, die auf den
ersten Blick nur für Kinder gemacht scheint. Tatsächlich
eröffnet sich beim Betrachten von abertausenden winzigen
Holzfiguren ein faszinierender Bilderbogen über die
Kultur und Tradition der Menschen im Erzgebirge – bis in
unsere Zeit hinein.
Handwerkskunst aus den Stuben ins Museum
Das schönste Beispiel dafür sind die »Weihnachtsberge«, die seit dem 18. Jahrhundert untrennbar mit der Erzgebirgsweihnacht verbunden sind. Die meisten dieser Miniaturlandschaften schnitzten die Bergleute selbst und fügten über Jahre oder Jahrzehnte immer neue Stücke hinzu, liebevoll ausgestaltet und dekoriert. In der »Manufaktur der Träume« sind mehrere dieser Kunstwerke zu bewundern, jedes hat seinen ganz eigenen Stil und erklärt ohne Worte die Faszination, die Erika Pohl-Ströher zu einer lebenslangen Sammelleidenschaft befeuerte. Aufgewachsen im Vogtland, blieb die Schweizer Stifterin ihrer sächsischen Heimat auch aus der Ferne immer verbunden. Das Vermögen ihrer Familie, die einst den Wella-Konzern gründete, erlaubte ihr den Aufbau einer Sammlung erzgebirgischer Volkskunst, aus der sich die »Manufaktur der Träume« mitten in Annaberg speist.
Weil das Leben nicht nur aus Weihnachten besteht und zumindest früher jeder Mann stets sein »Tscherpermesser« in der Tasche hatte, reicht die Traumwelt der Ausstellung weit über Weihnachtsberge und Pyramiden hinaus. Ein großer Teil der Exponate stellt Szenen der Bergarbeit unter Tage dar, aber auch das Dorfleben mit all seinen Festen und natürlich fantasievolle Spielsachen finden sich in bunter Vielfalt in den Vitrinen. Viele Spielzeuge haben mechanische Funktionen, weil Kinder es damals wie heute lieben, Dinge in Bewegung zu setzen. Auch deshalb finden kleine Besucher der Ausstellung immer wieder Knöpfe, Kurbeln oder Bildschirme in kindgerechter Höhe, deren Betätigung Licht ins Dunkel bringen kann oder richtig Schwung in eine Sache. Und wenn mal etwas nicht gleich funktioniert, so hört man, stecke wohl der Museumskobold dahinter.
Meisterliche Holz- und Schnitzarbeiten zum Staunen
Natürlich sind auch Erwachsene leichter zu begeistern, wenn
sich etwas bewegt. Die »Bergwerkstürme« oder »Kastenbergwerke« zählen deshalb zu den beliebtesten Ausstellungsstücken. Meist als Arbeiten talentierter Freizeitbastler entstanden, bilden die mechanischen Miniaturen kleinste Details im Bergwerksbetrieb nach und erstrecken sich oft über mehrere Etagen. Die Teile der Maschinerie sind dabei meist erkennbar selbstgefertigt und mit viel Erfindungsreichtum umgesetzt: Zigarrenkistendeckel dienen als Antriebsräder, Zimmermannsnägel als Achsen oder Wellen und Konservenblech als Zahnräder. Damit man die vielen bemerkenswerten Details nicht übersieht, erlauben Displays oft tiefere Einblicke in die Funktionsweise.
Neben diesen mechanischen Wunderwerken
bringen manche der Schnitzarbeiten auch durch ihre
schiere Vielfältigkeit die Betrachter zum Staunen. Farbenprächtige Bergmannszüge tragen hunderte Figuren, Spielzeuge wie die Arche Noah sind mit rund 200 Tieren ausgestattet. Dazu werden handgeschnitzte Souvenirs und Spielsachen präsentiert, die schon vor einem Jahrhundert ihren Weg bis nach Amerika fanden und den Bergarbeiterfamilien ein Zubrot verschafften, sorgfältig durch Verleger organisiert. Zwischen Puppenstuben, Reifentieren und mancher Kuriosität wird – natürlich – immer wieder auch Weihnachten in der »Manufaktur der Träume« gefeiert. Bergmänner und Engel mit Kerzen in den Händen sind neben Nussknackern, Pyramiden und »Raachermannl« natürlich die Klassiker, doch auch hier ist die Vielfalt der Sammlung berauschend. Besonders am Ende des Rundgangs, wenn zu erhebender Musik ein geschnitzter Engelschor vom Himmel herabsinkt ...
Link zur Manufaktur der Träume