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Erzgebirgische Schnitzkunst
Vieles darf man anfassen und ausprobieren, damit kleine Besucher gut unterhalten werden. Auch Erwachsene langweilen sich nicht gern, und so profitieren alle Generationen von der Abwechslung in den Etagen des Museums. Das empfängt die Besucher erzgebirgstypisch mit Schnitzkunstwerken. Doch das erwartbare weihnachtliche Figurenprogramm ist hier nur ein Randaspekt. Stattdessen beherrschen Motive aus dem Bergbau und anderen alltäglichen Situationen meisterlich und auf kleinstem Raum die Szene. Die Höhepunkte in diesem Kabinett möchte man am liebsten mit der Lupe inspizieren: Miniaturmotive und Bergwerksszenen in Nussschalen oder dutzende Gesichter auf einem Kirschkern sorgen schon hier für große Augen. Nebenan geht das Staunen gleich weiter, wenn ein mannsgroßer Trompeterautomat den Besuchern sein Instrument
entgegenreckt. Das kuriose Stück ist eines von nur zwei erhaltenen Exemplaren weltweit, eine Videostation zeigt sein feinmechanisches Innenleben.
Neben weiteren seltenen Stücken nimmt das Klöppelhandwerk einigen Raum ein, das im Erzgebirge ein Pendant zum Schnitzen bildet. Während die Bergmänner an langen Winterabenden kleine Kunstwerke aus Lindenholz schufen, zeigten die Frauen ihre Fingerfertigkeit am Klöppelstock und fertigten hauchzarte Preziosen aus feinster Spitze.
Etwas handfester wird die Schau in den oberen Etagen. Hier finden sich eine nachgebaute Zinngießerwerkstatt und der historische Arbeitsplatz eines Klempners. Immer wieder tauchen Zinkbadewannen auf, später auch alte Waschmaschinen. Das mag auf den ersten Blick beliebig erscheinen, doch tatsächlich stehen diese Exponate für einen wichtigen Teil der Stadtgeschichte.
Industriegeschichte im Erzgebirge
Durch Karl Louis Krauß nämlich kam anno 1887 die industrielle Produktion nach Schwarzenberg, die über viele Generationen für Arbeitsplätze und Fortschritt sorgte. Die
„Kraußwerke“ fertigten Zinkbadewannen, Kartoffelpressen und später erste Trommelwaschmaschinen, die die Hausarbeit enorm erleichterten. Friedrich Emil Krauß führte die Geschäfte nach dem Tod des Vaters weiter und legte den Grundstein für die heutige Sammlung des städtischen Museums. 1946 wurde das Unternehmen verstaatlicht und zum VEB Waschgerätewerk Schwarzenberg, das in seinen besten Zeiten 3.400 Menschen beschäftigte und die junge DDR mit Waschmaschinen versorgte.
Wer nach so viel Stadtgeschichte eine Pause braucht, muss das Museum nicht verlassen. Die Faszination der Burgverliese im Turm und auch die traumhafte Aussicht vom Bergfried auf die Altstadt sind zu empfehlen. Vielleicht finden die Kleinen das Schlossgespenst oder hören sich die Geschichte des Drachentöters Georg an. Das wiederum verschafft den Eltern Gelegenheit, sich in aller Ruhe mit einer ganz besonderen Epoche der Stadtgeschichte zu befassen. Zwar währte die unbesetzte Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nur 42 Tage, in der keine der alliierten Siegermächte den Landkreis im Erzgebirge besetzte. Daraus entstand jedoch der Mythos der „Freien Republik Schwarzenberg“. Diese Tage prägen die Stadt und ihre Menschen teils noch heute. Aber das ist eine Geschichte für sich...
Hier geht's zum Schloss Schwarzenberg: www.schwarzenberg.de
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