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Unterwegs auf dem Mulderadweg

Hi, ich bin Juliane und blogge seit 2014 über das Fahrrad in verschiedensten Facetten. Von der Radreise, übers Faltradfahren, zum Bikepacking und Gravelbiken teile ich mit euch Wissenswertes, Erlebnisse, Tipps und Erfahrungsberichte rund um das schönste Fortbewegungsmittel der Welt.

Ich möchte euch mitnehmen auf eine Radtour entlang eines ganz besonderen Flussradweges - ein echter Geheimtipp: Der Mulderadweg! Durch zwei Bundesländer fließt die Mulde, zum Teil durch Sachsen, zum Teil durch das angrenzende Sachsen-Anhalt bis nach Dessau.

Über den Mulderadweg

Die Mulde besitzt die Form eines Y und führt durch ganz unterschiedliche Regionen und Landstriche. Der Mulderadweg ist daher in drei Abschnitte unterteilt:
  • Freiberger Mulderadweg: ca. 120 km Länge von Moldava nach Sermuth

  • Zwickauer Mulderadweg: ca. 156 km Länge von Schöneck bis Sermuth

  • Vereinigte Mulde-Radweg: ca. 123 km Länger von Sermuth bis Dessau

Während die Freiberger Mulde im Böhmischen Erzgebirge entspringt, hat die Zwickauer Mulde ihre Quelle im Vogtland bei Schöneck. Sie fließt u.a. durch die namensgebende Stadt Zwickau, bevor sie sich in Sermuth nahe Colditz mit der Freiberger Mulde vereint und als Vereinigte Mulde schließlich kurz hinter Dessau in die Elbe mündet.

Meine Reise führte mich ab Zwickau für vier Tage entlang des Zwickauer und Vereinigte Mulde Radweges. Damit hatte ich ausreichend Zeit, die vielfältige Region und ihre Sehenswürdigkeiten etwas genauer zu erkunden.

Hinweise zur Planung der Reise & Navigation

Eine Anreise mit dem Zug zum Radweg ist aufgrund zahlreicher Bahnhöfe entlang der Route problemlos möglich. Meine Etappen waren zwischen 30 und 75 km lang und ich habe in Hotels entlang der Route übernachtet. Es befinden sich viele tolle Unterkünfte teilweise direkt am Mulderadweg, von kleinen Pensionen bis hin zu Spa- und Kurhotels. Da ist für jeden Geschmack was dabei. Auch Campingplätze finden sich an der Route.

Auf dem gesamten Radweg gibt es Hinweisschilder und das kleine Mulderadweg-Logo weist den Weg. Dennoch ist es sinnvoll für die Navigation auf zusätzliche Karten in digitaler oder Papierform zurückzugreifen, um sicher auf dem Weg zu bleiben.

Hinweis zur Wegqualität

Die Wegqualität des Mulderadwegs ist ganz unterschiedlich. Neben asphaltierten Radwegen gibt es auch unbefestigte Schotterwege und Waldpfade, sodass sich ein tourentaugliches Fahrrad mit leicht profilierten, etwas breiteren Reifen am besten für die Radtour eignet.

Tag 1: Von Zwickau nach Rochlitz/ Colditz (ca. 70 km)

Highlights: Zwickau, Glauchau, zahlreiche Burgen (Walden-, Wolken-, Rochsburg), Göhrener Viadukt, Rochlitz

Zwickau

Meine Reise auf dem Mulderadweg begann in Zwickau. Der Abschnitt zwischen Zwickau und Rochlitz ist einer der abwechslungsreichsten auf dem Zwickauer Mulderadweg. Also nehmt euch unbedingt Zeit, um die zahlreichen tollen Ausblicke, Burgen und Brücken gebührend genießen zu können! Es lohnt sich z.B. einen Abstecher in die Zwickauer Altstadt zu machen. Neben dem Dom St. Marien ist der Marktplatz mit seinem Rathaus und dem Renaissance Gewandhaus aus dem 16. Jahrhundert sehenswert.
Ich radelte von Zwickau Richtung Glauchau. An der Zellstoffbrücke, einer ehemaligen Eisenbahnbrücke der Zellstoff- und Papierfabrik Crossen, stoppte ich kurz, um das Bauwerk genauer bestaunen zu können. Die Brücke war durch eine lokale Initiative erhalten und teilsaniert worden und dient nun vor allem als praktische Mulde-Überquermöglichkeit für zu Fuß Gehende und Radfahrende nach Crossen/Zwickau.

Burgen, Burgen und Burgen und alter Industriecharme

Auf dem Mulderadweg lässt es sich oft herrlich abseits vom motorisierten Verkehr fahren und er führt ab Zwickau eher flach entlang von kleinen Orten und Feldern, bis schließlich auch Waldabschnitte hinzu kommen. Die Route passiert die Stadt Glauchau und ein Abstecher hinein lohnt sich: Dort liegt die Doppelschlossanlage Forderglauchau und Hinterglauchau, ein sehenswertes Villenviertel aus der Gründerzeit und der Glauchauer Bismarckturm. Im unteren Teil der Stadt (die Burg steht auf dem Berg in der Oberstadt) befinden sich einige alte Industriegebäude aus den Zeiten, als die Textilindustrie hier stark florierte.

Weiter ging die Fahrt. Die Landschaft verändert sich, es wird hügeliger und waldreicher. Zahlreiche imposante Burgen liegen am Mulderadweg. Naheliegend, dass die Region auch als Mittelsächsisches Hügelland bzw. Sächsisches Burgen- und Heideland bezeichnet wird: Waldenburg (tolle Schlossanlage und schöne mittelalterliche Stadt), Wolkenburg, Rochsburg, Rochlitz und mehr. In Wolkenburg gönnte ich mir am späten Nachmittag eine Eispause in einem Café mit Rösterei – eine unerwartete Überraschung in solch einem kleinen Ort.

Schließlich kam ich in Amerika an, einer ehemaligen Fabrikkolonie, die vermutlich eher aus einem Scherz heraus zu diesem Ortsnamen gekommen ist. Wer mehr darüber wissen möchte, kann auf der Seite der Stadt Penig die Ortsgeschichte nachlesen. 

Der Mulderadweg – eine Brücken-Story

Entlang eines Flussradweges sind Brücken sicherlich keine Besonderheit, jedoch gibt es einige sehr sehenswerte, die über die Mulde führen. Allen voran: der Göhrener Viadukt. Die Eisenbahnbrücke ist die drittgrößte Brücke in Sachsen und wurde 1871 eröffnet. Noch heute fahren Züge der Leipzig- Chemnitz Linie über dieses einmalige Viadukt, das in den 1980ern von 512 auf 381 m Länge verkürzt wurde. Ich erreichte es am frühen Abend bei märchenhaftem Abendlicht und war ganz verzaubert von der Atmosphäre des Ortes.

Rochlitz – von Schloss & Gestein

Nun war es nicht mehr weit bis zu meinem Tagesziel: Das über tausend Jahre alte Schloss Rochlitz ist schon von Weitem zu sehen und auf einem Teil des geologisch einmaligen Rochlitzer Berges errichtet worden, dessen Vulkanische Ursprünge schon 290 Millionen Jahre zurückliegen. Der “einzigartige Rochlitzer Porphyrtuff (ist) ein in Europa einmaliges rotes Vulkangestein (und) wird bis heute als Baumaterial verwendet.”

Der erste Tag an der Zwickauer Mulde endete für mich nach ca. 75 km Tagesstrecke mit einer schnellen Nachtfahrt im wunderschönen Parkhotel Muldental.

Tag 2: Von Rochlitz/Colditz nach Grimma (ca. 30 km)

Highlights: Schloss Colditz, Vereinigung Zwickauer Mulde mit Freiberger Mulde, Kloster Nimbschen, "Dorf der Sinne" Höfgen, Grimma

Nach einem langen ersten Tag auf dem Mulderadweg ging ich es am Zweiten etwas ruhiger an. Auf dem Tagesprogramm standen gerade mal knapp 30 km, doch auch auf diesen gab es ausreichend viel zu entdecken.

Colditz – historische Stadt und Schloss

Die kleine Stadt hat bereits über 750 Jahre auf dem Buckel und eine lebhafte Geschichte ist mit ihr verknüpft. Das Colditzer Schloss ragt weit sichtbar über der Stadt heraus und war neben kurfürstlichen Schloss, Armenhaus und Alliierten-Gefangenenlager während des 2. Weltkrieges, in jüngster Geschichte auch ein Krankenhaus. Heute beherbergt die große Anlage neben einer Jugendherberge und der Landesmusikanstalt auch ein Fluchtmuseum. Einen Besuch kann ich wärmstens empfehlen. Denn es ist super spannend zu erfahren, was sich die gefangenen alliierten Offiziere alles einfallen ließen, um dem als ausbruchsicher geltenden Gefängnis im Schloss zu entfliehen.

Bye Zwickauer Mulde, hallo Vereinigte Mulde!

Bei Sermuth schließlich trifft die Freiberger Mulde auf die Zwickauer Mulde und meine Reise auf dem Vereinigten Mulderadweg begann.

Auf dem Mulderadweg: Vereinigte Mulde

Der Vereinigte Mulde-Radweg führt durch einige kleine Orte und vorbei an den Klosterruinen der ehemaligen Zisterzienserinnenabtei Marienthron in Nimbschen (13.Jh.). Hier lebte u.a. auch Katharina von Bora, die spätere Ehefrau von Martin Luther, bis zu ihrer Flucht Anfang des 16. Jahrhunderts.

Geschichtsreiche Stadt Grimma an der Vereinigten Mulde

Kurz vor Grimma lenkt eine besondere Hängebrücke die Blicke auf sich. Von dieser hat man einen schönen Blick auf die viertgrößte Stadt Sachsens und auf das am Ufer gelegene romantische Hotel Gattersburg. Weitere Sehenswürdigkeiten Grimmas sind neben der Altstadt mit dem Renaissance-Rathaus auch die alte Stadtmauer, das Schloss Grimma und das 1550 gegründete, berühmte Gymnasium St. Augustin. Es zählt "zu den traditionsreichsten Schulen Mitteldeutschlands" (Quelle: Leipzig Tourismus & Marketing GmbH, Luise Karfowsky). Einen sehr guten Blick darauf hat man von der anderen Muldeseite und auf der nach ihrem Barockbaumeister benannten Pöppelmannbrücke. Es ist die erste Steinbrücke der Stadt. An dieser und auch an vielen anderen Stellen in Grimma sind immer noch deutliche Spuren des starken Mulde-Hochwassers, besonders der Jahre 2002 und 2013, erkennbar.

Das "Dorf der Sinne"

Schließlich machte ich mich auf den Weg zu meinem Tagesziel. Dies liegt auf der anderen Muldeseite nahe dem kleinen, denkmalgeschützten Dorf Höfgen. Dorthin gelangt man zum Beispiel stilecht mit der historischen Seilfähre Nimbschen-Höfgen, die bereits seit 1513 an dieser Stelle übersetzt.

Für mich war das "Dorf der Sinne" ein Ort des Entdeckens. Es gibt viele kleine Highlights, wie das mit Weinranken zugewachsene Haus, eine Galerie, wunderschöne Gärten, Spiegel und Steine oder die kleine Kirche auf einem Hügel. Zum Abschluss des Tages kletterte ich mit dem Rad noch hoch zum nahegelegenen Bismarckturm, bevor ich den Tag am Hotel Schiffsmühle beendete.

Tag 3: Von Grimma nach Bad Düben (ca. 70 km)

Highlights: Muldentalbahn-Radweg, Wurzen, Eilenburg, Fähre Gruna

Tag drei meiner Reise kündigte sich bereits am Morgen sehr heiß an. Bis auf 36 Grad sollte das Thermometer klettern. Ich ließ Grimma hinter mir und folgte dem wunderbar glatt asphaltierten Muldentalbahn-Radweg, der herrlich durch die grüne Landschaft und entlang der Mulde führt.

Wurzen

Die Stadt ist besonders durch ihre Getreideprodukte und Backwaren bekannt. Die Wurzener Krietschmühle ragt mit zwei imposanten Mühlentürmen in die Landschaft, unweit vom Wurzener Stadtschloss. Wurzen zählt mit ihren Renaissance- und Barockbauten zu den ältesten Orten Sachsens und ist über 1000 Jahre alt. Dort befindet sich auch die älteste, noch in Betrieb befindliche Eisenbahnbrücke Deutschlands.

Eilenburg

Als ich schließlich in Eilenburg ankam, war es höchste Zeit für eine längere Pause und das nächste Eis. Doch zunächst radelte ich vorbei an der evangelischen Nikolaikirche und dem hübschen Renaissance-Rathaus durch das "alte" Eilenburg Richtung Burg Ilburg. Von dort hat man einen sehr schönen Blick auf die über 1.000 Jahre alte Stadt und das Umland.

Bekannt ist Eilenburg auch für ihre Heinzelmännchensagen. Die Stadt liegt übrigens nur eine halbstündige S-Bahnfahrt von Leipzig entfernt und ist damit sehr gut an die Großstadt angebunden. In Eilenburg Ost auf der anderen Muldeseite fand ich schließlich auch eine Eisdiele.

Weiter ging es. Der nahe der Stadt gelegene, landschaftlich reizvolle Muldenauewald, versprach in der Hitze etwas Schatten zu spenden.

Eine Fährfahrt, die ist lustig ...

Die kleine Gierseilfähre bei Gruna mit ihrem unterhaltsamen Fährmann und den bunten Fähnchen am Boot waren definitiv ein Tageshighlight. Einmal kurz klingeln, warten und schon kam der Fährmann und brachte mich und mein Rad inklusive spannender Geschichten gemächlich entlang des Seiles über die Vereinigte Mulde.

Schon befand ich mich auf dem letzten Tagesabschnitt zu meinem Zielort Bad Düben, das nicht nur eine Burganlage mit Burgpark besitzt, sondern auch das Tor zur Dübener Heide ist. Dort ließ ich es mir im Heidespa so richtig gut gehen und den Tag ausklingen.

Tag 4: Von Bad Düben nach Dessau (ca. 65 km)

Highlights: Goitzscher See, Alte Mulde Weer bei Muldenstein/ Greppin, Salegaster Forst, Dessau

Am nächsten Vormittag verließ ich Bad Düben im zügigen Tempo Richtung Goitzschesee und der Stadt Bielefeld. Da hieß es auch "Tschüß Sachsen, hallo Sachsen-Anhalt". Ich passierte kurz danach den Muldestaudamm Richtung Salegaster Forst.

Detour: Alte Muldebrücke Greppin

Der ursprüngliche Mulderadweg führte durch den Wald nahe Muldenstein und dann über eine alte Muldebrücke aus Stein. Diese wurde 2019 aus Sicherheitsgründen auch für Radfahrende und zu Fußgehende komplett gesperrt. Dennoch war ich neugierig und nahm ein paar wenige Kilometer Umweg auf mich. Das hat sich gelohnt. Stein und Metall treffen über der rauschenden Mulde aufeinander und ich nutzte die lebhafte Kulisse für zahlreiche Fotos.

Meine Stimmung war super, als ich weiter hinein in den Salegaster Forst rollte, der herrlich dicht bewachsen ist und ganz märchenhaft eine wirklich tolle Radfahrkulisse bietet. Aber Vorsicht: Mückenalarm!

Dessau – Die Stadt an der Vereinigten Mulde

Schließlich folgten die letzten Tageskilometer nach Dessau. Der Weg in die Stadt führt durch eine wunderschöne Auenlandschaft als Art Park bzw. Eichenwald. Die Stadt selbst hat auch einiges zu bieten. Neben der berühmten Bauhausschule gibt es unter anderem eine sehenswerte Fußgängerbrücke (die Tannenhegerbrücke), von wo ihr einen schönen Blick auf die gegenüberliegenden Gebäude des Stadtschlosses und des Museums für Stadtgeschichte habt.

Ich erkundete Dessau und machte dann noch einen Abstecher zur alten, hölzernen Jagdbrücke. Von dort ist es nicht mehr weit und die Mulde mündet schließlich in die Elbe. Meine Reise auf dem Zwickauer und Vereinigte Mulderadweg endete in Dessau.

Ciao Mulde, es war eine schöne, erlebnisreiche Zeit an deinen Ufern!
Wenn euch dieser Beitrag gefallen hat und ihr Lust auf noch mehr Tipps und Erfahrungsberichte rund um das Fahrradfahren habt, dann schaut auf meinem Blog radelmaedchen.de und meinen Social Media Kanälen vorbei.


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Das müssen meine Freunde sehen!

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