Bereits bei der Anreise mit dem PKW wird die exponierte Lage des Kurortes Gohrisch erkennbar. Schon ohne Bergwanderung hat man stellenweise einen guten Blick zum Lilienstein und den Schrammsteinen. Am Ende der "Neuen Hauptstraße" vor dem Abzweig in die Schulstraße, befindet sich ein großer Parkplatz.
Der Markierung gelber Punkt folgend, starten wir die Wanderung in Richtung Stiller Grund. Rechts breitet sich eine Wiesenfläche aus und links erkennt man die letzten Gebäude von Gohrisch im immer dichter werdenden Wald. Hier befindet sich auch ein "Kleinod" für DDR Nostalgen (vom Wanderweg nicht einsehbar) ! Das Hotel Albrechtshof war ehemals ein Gästehaus des Ministerrates der DDR. Heute steht das Hotel natürlich jedem Wanderer als Quartier offen und ist mit seiner Innenarchitektur und den Einrichtungsgegenständen ein durchaus niveauvolles Anschauungsobjekt für die Architektur der 50'er Jahre.
Unser immer steiler werdender Wanderweg mündet nun in einen Nadelwald . Der Weg macht einen leichten Bogen nach links und nach ca. 600m von der Waldgrenze beginnt schon der Aufstieg zum Gohrisch (Südwestseite des Felsens). Da wir bisher noch keine größere Anstrengung hatten, entscheiden wir uns am Fuß des Felsens für den etwas sportlicheren Aufstieg durch die Falkenschlucht (links). Die letzte Etappe absolvieren wir über Holzleitern. An Wochenenden kann man an den benachbarten Felsen "Abgetrennte Wand" und "Zwerg" Bergsteiger beobachten. Auf dem Plateau angelangt entsteht automatisch das Bedürfnis, die phantastische Umgebung im Bild festzuhalten. Erster Aussichtspunkt sollte deshalb die auf der Westseite befindliche Wetterfahnenaussicht sein. Besonders in klaren Morgenstunden genießt man das herrliche Panorama von Lilienstein, Königstein, Quirl, und Pfaffenstein. Bei guter Sicht schaut man weit in das Osterzgebirge und natürlich nach Dresden.
Die touristische Erschließung des Felsmassivs erfolgte relativ spät. Erst der königliche Oberförster Emil Grünewald (1842-1892) ließ durch den Gebirgsverein für die Sächsisch-Böhmische Schweiz drei befestige Wege zum Gipfel anlegen. Die auf der Ostseite 1988 angelegte Schutzhütte verfiel nach dem 2. Weltkrieg und wurde erst 1998 wieder neu errichtet. Auf der Ostseite hat man einen uneingeschränkten Blick zu den Schrammsteinen und dem Großen Zschirnstein. Unweit der Schutzhütte führt eine Stufenreihe in wenigen Minuten hinab zur Schwedenhöhle. Vor Jahrhunderten diente der kleine Felskessel als Versteck in Kriegszeiten und bot den Bauern damals eine sichere Zuflucht.
An der Schutzhütte beginnt der steile Abstieg durch eine Felsschlucht. Am Fuße des Felsens zweigt vom Weg mit dem "roten Punkt" ein Pfad nach links ab. Dieser Pfad führt zum (geschlossenen) Specksteinstollen und ist gleichzeitig der kürzeste Weg zum Parkplatz unterhalb des Papststeines.
Der Papststein ist nicht zuletzt wegen seiner leichten Erreichbarkeit mit PKW und dem moderaten Aufstieg zur Gaststätte ein beliebter Ausflugsort für Anwohner und Tagestouristen. Bereits 1829 ließ die königlich-sächsischen Forstverwaltung die Bewaldung des Plateaus zugunsten des Tourismus weitestgehend abholzen.
Vom Parkplatz östlich des Papststein gelangt man über einen mit Hölzern befestigten Schotterweg bis an eine kleine Felsschlucht, welche über eine trittfeste Treppe zu bewältigen ist. Und schon steht man vor dem 1862 erbauten Berggasthaus. Trotz der leichten Erreichbarkeit bietet das Berggasthaus dem Besucher ausreichend Romantik. Die Sitzplätze auf den "Steinbalkonen" sind heiß begehrt. Von hier kann man im Umfeld der "Hunskirchen" Bergsteiger beobachten. An Abendstunden erlebt man hier einen stimmungsvollen Sonnenuntergang. Manchmal zieren den Horizont im Nordwesten bunte Punkte ... das sind die Dresdner Ballonfahrer.
Vom Gasthaus gelangt man in Südrichtung über Treppen zum Aussichtspunkt. Leider gibt es hier seit Jahrzehnten keinen Aussichtsturm mehr. Der weiße Feuerwachturm erzeugt daher häufig bei den Touristen Irritationen. Aber auch ohne Turm bietet sich Richtung Süden ein 180° Panorama. Im Hintergrund erkennen wir den Hohen Schneeberg mit dem Aussichtsturm, die beiden Zschirnsteine, die flacheren Lasensteine, den Kohlbornstein, den Zirkelstein, die Kaiserkrone, die Schrammsteine; auch der Basaltkegel des Rosenbergs und der Kaltenberg in Böhmen sowie der Große Winterberg inmitten der Hinteren Sächsischen Schweiz werden sichtbar.
Übrigens bezeichnet man mit "-berg" die Gipfel mit vorwiegend vulkanischem Ursprung. Die "Steine" bestehen dagegen fast vollständig aus Sandstein und haben meist die Form eines Tafelberges.
Vom Aussichtspunkt schaut man auch auf das idyllisch gelegene Papstdorf herab. Schon zu DDR-Zeiten war dies ein bekannter Ort für Kinderferienlager. Heute bietet das "Kinder- und Jugenddorf ERNA" eine Rundumbetreuung für Schulklassen, Jugendaustausch und auch Familienfahrten.
Links neben dem Versorgungsgebäude steigen wir über in Stein geschlagene Stufen in Richtung Westen ab. Wir passieren nach kurzer Zeit einen Gratweg mit Eisengeländer. Der Weg verengt sich teilweise erheblich. Diese Verengung ist auf den 1972 stattgefundenen Felssturz zurückzuführen. Damals stürzte eine ganze Felswand mit ca. 4000 qm in die Tiefe. Bis vor wenigen Jahren waren noch große Teile der zerborstenen Felswand im Tal erkennbar. Inzwischen hat jedoch die Vegetation diesen geologischen Zwischenfall auf ihre Weise "archiviert". Vergleichbare Felsstürze gab es an der Bastei und auch im Kirnitzschtal. Im Grenzort Herrnskretschen (Böhmische Schweiz) versucht man solche Erosionserscheinungen durch Betonieren kritischer Bereiche im Fels, zu verhindern. Ein Felssturz ist in heutiger Zeit ein spektakuläres Ereignis; ist aber im Laufe der Jahrtausende ein normaler Vorgang bei der Formung des Elbsandsteingebirges.
Unterhalb des Wanderpfades verläuft ein Felsband, welches einer starken Verwitterung ausgesetzt ist (aufgrund unterschiedlicher Härte der Gesteinsschichten). Hier findet man Aushöhlungen, welche vermutlich auch im Bereich der Felssturzes zur Instabilität der Felswand beigetragen haben.
Wir steigen nun auf Holzstufen talwärts und stoßen nach kurzer Zeit den Suppelsgrundweg. Hier kann man sich für einen kurzen Abstecher nach Papstdorf entscheiden (rechts). Wir gehen nach links und folgen nur kurz dem Weg, welcher weiter talwärts Richtung Gohrisch geht. Der Kleinhennersdorfer Stein erhebt sich rechts von uns und wir wählen den Pfad in Richtung Felsen. An der nächsten sandigen Wegkreuzung kann man sich am Lehrpfad zum Sandsteinabbau am Kleinhennersdorfer Stein informieren. Hier beginnt nun auch der Aufstieg zur Sehenswürdigkeit dieses Felsmassivs; den Höhlen. Die Schichtfugen- und Einsturzhöhlen wurden vor ca. 150 Jahren gewerblich zum Sandsteinabbau genutzt. Friedrich Herrmann Hempel aus Königstein baute den Stein ab, zerkleinerte in zu groben Scheuersand und verkaufte diesen als Reinigungsmittel. 1918 rächte sich die Natur und er kam bei einem Felseinsturz ums Leben.
Speziell die Lichterhöhle ist sehr eindrucksvoll. Die Reste einer Steinmauer am Eingang vermitteln den Eindruck einer historischen Wohnstätte. Das trifft auch teilweise heute noch zu, denn hier treffen sich Wanderer und Bergsteiger gern zum Boofen. Leider ist auch hier offenes (Lager-) Feuer verboten. Auch die Eishöhle und die Hampelhöhle können zur großen Freude von Kindern durchklettert werden. Das Besteigen des Berggipfels bringt wenig neue Eindrücke. Der Fels ist gut 50 Meter niedriger als der Papststein bzw. der Gohrischstein. Das Felsplateau ist bewaldet und es gibt keinen nennenswerten Aussichtspunkt. Also treten wir nach einer letzten Rast den Abstieg nach Gohrisch an. Zurück bis zum Suppelsgrundweg und dann talwärts nach rechts verläuft der Rückweg. Wir passieren die nächste Wegkreuzung (Lehrpfad) und nehmen den folgenden linken Abzweig vom Suppelsgrundweg. Nach ca. 300 m biegen wir an der nächsten Wegkreuzung scharf rechts ab und gelangen nach wenigen Minuten zum Ortseingang von Gohrisch. Die Schandauer Straße führt nun direkt zum Parkplatz. Zum Abschluss der Wanderung besteht lediglich das Problem, zu entscheiden in welche der zahlreichen Gastwirtschaften man noch einkehren möchte...
(c) Die Wanderbeschreibung ist Eigentum des Elbsandsteingebirge Verlages