Die Hintere Sächsische Schweiz steht außer an Feiertagen nicht im Focus der Touristenströme. Die hier vorgestellte Wanderung ist auch für Gelegenheitswanderer leicht zu bewältigen. Es ist zu beachten, dass lediglich am Start-/ Zielpunkt Gastronomie verfügbar ist. Die Buchenparkhalle ist von April bis Oktober täglich ab 10 Uhr geöffnet. In den Wintermonaten wird die Gaststätte nur an Wochenenden ab 11 Uhr bewirtschaftet.
Wir starten unsere Wanderung an der Buchenparkhalle in Richtung der Wegmarkierungen "blauer und roter Strich". Der Weg führt uns schnurgerade und ohne Höhenunterschiede an einer links liegenden Kleingartenanlage vorbei. Am Ende der Kleingartenanlage zweigt der Weg zum Königsplatz (Aussichtspunkt) mit der Wegmarkierung "roter Strich" ab. Wir folgen weiter dem "blauen Strich" und gelangen an eine Kreuzung zum Hohweg (Forstweg mit der Wegmarkierung "grüner Strich"). Von hier geht es teilweise über Stufen abwärts bis zur Bootstation der Oberen Schleuse. Weniger mobile Personen können sich auch mit einer Pferdekutsche bis zur Bootsstation fahren lassen.
Die Kirnitzsch macht hier einen sehr friedlichen Eindruck und man kann sich schwer vorstellen, dass im August 2010 nach schweren Regenfällen an der Bootsstation das Wasser bis an die Fenster stand. Während dieser Flut verwüstete das Treibholz flussabwärts zahlreiche Mühlen und auch die Kirnitzschtalstraße.
Wer sich nicht auf eine Bootspartie einlassen möchte, kann den parallel zum Kirnitzschtal verlaufenden Wanderweg wählen. Für Erstbesucher ist in jedem Fall die Kahnfahrt durch die botanisch interessante Schlucht zu empfehlen. Diese touristischen Kahnfahrten gibt es bereits seit 1879. Allerdings diente das Schleusensystem mit seinen Staumauern noch bis 1964 auch dem Abtransport von Baumstämmen. Die Mühlen im Kirnitzschtal verarbeiteten einen Großteil dieses Holzes (z.B. das technische Denkmal Neumannmühle). Von der 80 cm tiefen Anlegestelle erstreckt sich die Kahnfahrt über 700 m bis zur 4 m hohen Staumauer. Die Bootsführer informieren die Fahrgäste auf unterhaltsame Weise über Flora und Fauna. In der Kirnitzschklamm besteht ein Mikroklima, welches sich dramatisch von der Klimasituation auf den meist vegetationsarmen Felskuppen unterscheidet. Die täglichen Temperaturunterschiede in der Klamm betragen nur wenige Grad. Ab Herbst endet an vielen Standorten die Zeit der direkten Sonneneinstrahlung. So entwickeln sich Flechten und Moose prächtig. Botaniker sprechen von einer Höhenstufeninversion, welche das Wachstum von arktisch-alpinen Silikatmoosen und Nadelgehölz ermöglicht, welche man sonst erst in höheren Gebirgslagen antrifft.
Ab der Staumauer geht es nun zu Fuß weiter. Bereits nach 200 m ist ein kurzer Abstecher zur Schlegelhütte am Hermannseck zu empfehlen. In einem nur 50 cm breiten Felskamin gelangt man auf Eisenleitern zur Schlegelhütte. Hier genießt man einen idyllischen Ausblick in das Kirnitzschtal und gönnt sich ein Pausenbrot.
Dann geht es wieder nach unten. Es ist anzumerken, dass bis zu den Ruinen in Hinterdittersbach der Verlauf der Kirnitzsch gleichzeitig die Grenze zu Tschechien markiert. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn wir nach weiteren 300 m die Reste der Schönlinder Brücke an beiden Seiten der Kirnitzsch entdecken. Hier endet auch der tschechische Wanderweg (blauer Strich) am Felsdurchgang "Schwarzes Tor". Früher gab es hier einen direkten Anschluss an die sächsischen Wanderwege ... hoffen wir auf kluge Entscheidungen der Nationalparkbehörden beider Länder. Die Kirnitzsch biegt jetzt nach Westen ab und wir erreichen die Wolfsschlucht. Beim Abstieg durchwandern wir die Bärenhöhle. Weiter nach Westen beginnt sich Felsschlucht zu öffnen und die Kirnitzsch hat genügend Platz sich mäanderförmig in der Wiesenlandschaft auszubreiten.
Diese markante Wiesenlandschaft ist Bestandteil des ehemaligen böhmischen Ferienorts Hinterdittersbach. Ehemals bestanden Pläne, den Streckenverlauf der Kirnitzschtalbahn bis hier auszubauen. Leider kam es anders ... die Folgen des Krieges sind unübersehbar. Der Ort wurde entvölkert und die Gebäude wurden niedergerissen. Bis 2003 wurde aber die Brücke über die Kirnitzsch als Holzbrücke rekonstruiert und als Grenzübergang für Fußgänger geöffnet. Auf einer Schotterstraße gelangt man nach ca. 5 km zum böhmischen Ort Rainwiese.
Flussabwärts stehen eventuell noch Borkenkäferfallen (undefinierbare schwarze Kästen) auf der Wiese. Die Nationalparkverwaltung erfasst so die kontrollierte Ausbreitung des Borkenkäfers. Ähnlich wie im Nationalpark Bayrischer Wald, will man speziell in Fichtenreinbeständen eine Neubesiedlung mit an den Standort besser angepassten Baumarten auf natürliche Weise vorantreiben. Das trifft natürlich auf wenig Gegenliebe bei den Touristen und Wanderern.
An der Niederen Schleuse nutzen wir den nächsten rechten Abzweig und wandern weiter zu den Brüdersteinen. Die Niedere Schleuse war beim Augusthochwasser 2010 ungewollt der Auslöser für großen Schaden. An der Schleuse staute sich Treibgut; bis dieser künstliche Damm schließlich brach und sich eine zerstörerische Flutwelle ins Kirnitzschtal ergoss.
Auf den Brüdersteinen befindet sich eine kleine Aussicht. Vom Aussichtspunkt mit Eisengeländer erkennt man in der Ferne die Affensteine. Wir verlassen die Brüdersteine auf der Wegmarkierung "grüner Punkt" und gelangen über die Höllstraße zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung.
(c) Die Wanderbeschreibung ist Eigentum des Elbsandsteingebirge Verlages