Die Wanderung zum Prebischtor gehört zu den Klassikern der Wanderungen im Elbsandsteingebirge. Leider besteht aktuell noch keine offizielle Möglichkeit, von deutscher Seite zum Prebischtor zu wandern. Der legendäre „Fremdenweg“ hatte seinen Ausgangspunkt in Pilnitz (Dresden) und führte bis zum Prebischtor.
Es besteht aber durchaus die berechtigte Hoffnung, dass aufgrund des wachsenden Interesses am Zusammenwachsen der Tourismusregionen Sächsische und Böhmische Schweiz, hier eine Lösung geschaffen wird. Bis dahin „begnügen“ wir uns aber mit einer sehr attraktiven Alternative, um zum größten Sandstein-Felstor Europas zu gelangen - dem Wasserweg durch die Klammen des Kamnitzbaches.
Startpunkt der Wanderung ist der Ort Herrnskretschen (Hrensko) unmittelbar an der tschechisch-deutschen Grenze. Die Anreise kann mit PKW oder S-Bahn erfolgen. Wer die S-Bahn Linie S1 von Dresden aus nutzt, fährt bis zur Endstation Schöna und setzt hier mit der Elbfähre von Deutschland nach Tschechien über (Personalausweis nicht vergessen!). Diese Variante ist der PKW-Anreise vorzuziehen, da die S-Bahn halbstündlich fährt und keine unkalkulierbaren Verzögerungen (durch Verkehrsstau, Grenzabfertigung,...) zu erwarten sind. Wer dennoch mit PKW anreist, sollte den Ort gleich entlang der Verbindungsstraße nach Rainwiese (Mezni Louka) bis zur Brücke über die Kamnitz weiterfahren. Hier gibt es auf einer Parallelstraße (zurück in Richtung „Hotel Prag“) einen kostenpflichtigen Parkplatz. Auf der anderen Seite des Baches befindet sich die Pension „U Emigranta“. Das ist auch der Startpunkt des ersten Streckenabschnitts, der Klammwanderung.
Die Anreisenden mit S-Bahn und Fähre befinden sich beim Fähranleger unmittelbar an der Mündung des Kamnitzbaches in die Elbe.
Herrnskretschen (Hrensko) liegt 12 km nördlichen von Tetschen (Decin) in etwa 120 m Meereshöhe und an der tiefsten Stelle Tschechiens. Das felsige Gemeindegebiet reicht von ca. 120 m Meereshöhe an der Elbe bis ca. 490 m hinauf an den Hängen des Großen Winterberges. Markante Punkte der Ortschaft sind nicht nur die Pfarrkirche und die nach der Flut von 2002/2013 aufwendig restaurierten Hotels und Bürgerhäuser, sondern leider auch die zahlreichen Verkaufsstände und Trödlerläden an den Straßenrändern.
Wie in den deutschen Orten des Elbsandsteingebirges kam es in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts zu einer rasanten Entwicklung des Fremdenverkehrs. Ursache war zum einen der umfangreiche Ausbau der Verkehrsverbindungen zwischen Dresden und Tetschen (Bahnstrecke, Dampfschifflinien) aber auch die Publizität durch die Kunstwerke Dresdner Landschaftsmaler und deren Meisterschüler. Einen weiteren wesentlichen Aufschwung erlebte Herrnskretschen 1938 mit dem Bau der Straße von Dresden nach Tetschen. Leider verlor der Ort mit dem für die Straßenführung notwendigen Abriss des ehemaligen Herrenhauses des Fürsten Clary-Aldringen ein Kleinod an seiner Elbpromenade.
Wir folgen dem leicht ansteigenden Fußgängerweg (gesäumt von vietnamesischen Verkaufsständen) im Kamnitztal bis zur Pension „U Emigranta“ und dem oben bereits erwähnten Parkplatz.
Hier öffnet sich unübersehbar der Einstieg in den 1,5 km langen Edmunsgrund, der in die Edmundsklamm (auch Stille Klamm, 960 m lang) und später die Wilde Klamm (450 m lang) übergeht. Der Weg führt erst rechts, später links entlang des Kamnitzbaches bis zur Bootsstation. Hier wird das Wasser mit einem Wehr aus Holzstämmen angestaut. Früher diente der Damm der Holzflößerei, heute ermöglicht er seit 1890 beschauliche Kahnfahrten. Bereits 1877 sollen fünf wagemutige Abenteurer aufgrund einer Wette erfolgreich mit drei Flößen von der ehemaligen Grundmühle am Ferdinandsklamm bis nach Herrnskretschen gefahren sein.
Da seit 1998 wieder Lachse in der Kamnitz ausgesetzt wurden, hat man an dieser Stelle eine Fischtreppe errichtet. Die Lachse können somit weitgehend ungehindert dem alten Flusslauf zu ihren Brutplätzen folgen. Verständlicherweise ist jedoch das Angeln in der Klamm verboten.
Die Vegetation in den Klammen weist für eine Höhe von ca. 200 m ü. d. M. einige Besonderheiten auf. Da sich in den tiefen Schluchten kalte Luft sammeln kann, gedeihen hier submontane (700 bis 1000 m) und montane (800 bis 1500 m) Pflanzenarten. Dazu gehören das Zweiblütige Veilchen , der Siebenstern und die Gemeine Fichte. Außerdem wachsen am Flussrand verschiedene Moos- und Farnarten, wie z. B. der Rippenfarn die Tannen-Teufelsklaue oder Schlangen-Bärlapp. Als Vegetation der Schluchtsohle finden wir meist den Tannen-Fichten-Buchenwald mit eingestreutem Bergahorn vor.
Wir besteigen nun einen der Stechkähne und erleben eine sympathische, zweisprachige Erläuterung der Fahrt, welche wahrscheinlich aller 20 Jahre inhaltlich einmal angepasst wird…
Die Bootsstationen sind von April bis Oktober geöffnet. Detailinformationen zu Öffnungszeiten und Fahrpreisen erhält man im Internet unter: www.soutesky-hrensko.cz.
Nach der ersten Kahnfahrt haben wir an einem Kiosk Gelegenheit ein erstes kühles Stachopramen zu geniessen. Das ungenutzte historische Blockhaus wartet noch auf seinen Restaurator...
Wir wandern anschließend auf einem romantischen Pfad zwischen Bachbett, Fels und teilweise durch Felstunnel bis zur Stimmersdorfer Brücke. Hier kann man der grünen Wandermarkierung folgend in Richtung Norden nach Stimmersdorf (Mezná) oder in Richtung Süden nach Rosendorf (Ruzová) abzweigen. Wir bleiben in der Klamm (jetzt Wilde Klamm) und wandern bis zur zweiten Kahnanlegestelle. Auch hier befindet sich eine Fischtreppe für Lachse. Nach der Kahnfahrt überqueren wir eine Brücke zum linken Ufer. Hier ist auch gleich ein steil ansteigender, anfangs in Stein gehauener, Trampelpfad unübersehbar. Es handelt sich um eine Abkürzung nach Stimmersdorf, welche wir jedoch nicht nutzen. Wir folgen dem Bachlauf auf gut befestigten Wanderstegen. Der Bachlauf lässt hier keinen Raum für einen Pfad am Ufer.
Nach ca. 1 km verlassen wir den Lauf des Kamnitzbaches nach links in den mäßig ansteigenden Soorgrund (gelbe Wegmarkierung). Könnte man dem aktuell gesperrten Weg entlang des Baches weiter folgen, würde man zur ehemaligen Grundmühle und dem Ferdinandsklamm gelangen. Hier war noch bis 1945 ebenfalls das Kahnfahren möglich.
Nach wenigen hundert Metern sind wir an einer kleinen Lichtung mit einer Weggabelung. Von hier sind es noch 1,5 km auf der blauen Wegmarkierung, durch Fichtenwald bis nach Rainwiese (Mezni Louka). Wir erreichen direkt die Ortsverbindungsstraße und sehen links das „Hotel Mezni Louka“ (früher „Hotel Rainwiese“). Dieses Hotel ließ Fürst Clary-Aldringen 1892 errichten und es ist seither das Zentrum für Touristen im Ort. Wer allerdings gemütliche Alternativen sucht, dem sei die in den 90’er Jahren neu hergerichtete Herberge „Hospodka U Forta“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite direkt am Wanderweg empfohlen. Sowohl der Biergarten als auch die Preise sind hier bei guten Speisen sehr einladend.
Ab jetzt führt die Wanderung nur noch entlang der roten Wegmarkierung. Ein mäßig steiler Weg führt bis zu einem steinernen Wegweiser, welcher in deutscher Sprache die Wanderzeiten bis Rainwiese und zum Prebischtor anzeigt. Dieser Wegweiser stammt jedoch nicht, wie man vermuten könnte, aus der Vorkriegszeit. Erst 1993 wurde der in der Vorwendezeit zerstörte alte Wegweiser durch dieses Exemplar, aus der Hand eines tschechischen Steinmetzes, ersetzt. Seit 2018 wurde der Wald auf der linken Seite stark abgeholzt. Hier wird versucht, der Ausbreitung von Borkenkäfern vorzubeugen. Ab jetzt befinden wir uns auf dem Gabrielensteig. Den Namen verdankt der Weg der Schwester des Fürsten Clary-Aldringen. Er hat bei fast allen erhalten gebliebenen touristischen Einrichtungen und den Erschließungen im näheren Umkreis von Herrnskretschen einen großen Anteil gehabt. Der Gabrielensteig führt auf gut ausgebautem Untergrund entlang an Felsriffen und häufig steil abfallenden Felswänden. Das bis zum Aufstieg zum Prebischtor folgende Höhenprofil bietet kaum Herausforderungen aber stellenweise wunderbare Aussichtsmöglichkeiten.
Nach einem Richtungswechsel von fast 180° nach rechts haben wir die Flügelwand hinter uns gelassen. Dass wir uns tatsächlich an der Flügelwand befinden, erkennen wir am nicht zu übersehenden Felskegel „Zuckerhut“. Wir umwandern jetzt den linkerhand befindlichen Prebischgrund. Auf der rechten Seite des Steiges türmen sich zur deutschen Seite des Elbsandsteingebirges steile Felswände auf. Oberhalb dieser Felsen verläuft die Staatsgrenze mit dem zur Zeit gesperrten Entenpfützenweg. Nach einer weiteren Rechtskurve sehen wir dann bereits in luftiger Höhe das Prebischtor. Leider hat man durch den dichten Baumbestand kein gutes Fotomotiv. Doch jetzt hat man aber kaum noch ein Auge für Flora, Fauna oder Fels, sondern beschleunigt den Schritt um endlich ans eigentliche Ziel der Wanderung zu kommen. Man sollte vorher seine Zeitplanung so gestaltet haben, dass man spätestens 17 Uhr das Prebischtor erreicht, da nach 18 Uhr weder die herrliche Aussicht, noch ein kühles Bier zu genießen sind – der Zugang zu Fels und Gaststätte ist dann geschlossen ! Auch hier sind alle Geländer und Treppenkonstruktionen um das Prebischtor und die Gaststätte komplett saniert.
Jetzt wollen wir nicht versäumen, die Aussichtspunkte unmittelbar gegenüber dem Felstore zu besteigen. Der Rundblick ist phantastisch! Südöstlich hinter dem Felstor erhebt sich der Rosenberg. Die fast kreisrunde Kegelform ist typisch für die Bergwelt Nordböhmens. Der obere Teil des Berges besteht aus Basalt , am Fuß findet man wieder Sandstein. Der Südhorizont ist von weiteren Basaltkegeln gekennzeichnet. In Richtung Westen erblickt man dann die Zschirnsteine, den Zirkelstein und die Kaiserkrone. In unmittelbarer nördlicher Nachbarschaft sehen wir die südlichen Felswände des Großen Winterberges. Bei genauem Hinschauen erkennen wir auch den Turm der Ausflugsgaststätte Großer Winterberg (seit 2017 nur noch ein Kiosk).
Vor der vordersten Aussichtsplattform (mit fest montiertem Fernglas) erhebt sich unmittelbar der 1905 erstmalig bestiegene „Kleine Prebischkegel“. Vom Aussichtspunkt aus kann man den Rückweg nach Herrnskretschen durch den dichten Fichten und Buchenwald nur erahnen. Der Weg (rote Markierung) ist auch tatsächlich wenig aufregend und mündet schließlich nach knapp 2 km wieder in die Fahrstraße ein. Dieser Straße folgen wir dann bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung.
(c) Die Wanderbeschreibung ist Eigentum des Elbsandsteingebirge Verlages
Bitte beachten Sie eventuelle Wegsperrungen wegen Waldbrand- oder Borkenkäfer-Beräumungsarbeiten:
www.npcs.cz/de/bezpecnost