In der Heimat von Senta, Elsa und Fricka
Gut zehn Zentimeter dick, mehrere Kilo schwer, abgegriffen und mit Flecken aus den letzten 200 Jahren übersät - Kantor Christian Liebscher wuchtet das Taufregister von 1807 bis 1824 aus dem Archiv. Nach einigem Blättern und Suchen findet sich zwischen all den, mit Tinte in schnörkeliger Schrift gemalten Einträgen der Beweis: am 8. Oktober 1809 wurde Christiana Wilhelmine Planer in der Stadtkirche in Oederan getauft. Die Silbermannorgel tönte durch das Kirchenschiff, während das Baby von Pfarrer Josef Friedrich Thierfeld seinen Namen erhielt. Ob Minna wie viele kleine Täuflinge bei der Zeremonie weinte, wissen wir nicht. In ihrem weiteren Leben aber, zeigte sie Durchhaltevermögen auch in widrigen Situationen.
Bereits als kleines Mädchen fertigte sie filigrane Wollhaken, die ihr Vater für die Weber und Tuchmacher in der Region erfunden hatte, um damit die Existenz der Familie zu sichern. "Sie wusste aus Nichts etwas zu machen, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, das war auch später in ihrer Ehe mit Richard Wagner so", erzählt Erika Wünsch, Kulturverantwortliche der Stadt Oederan. Erst in den letzten Jahren wird der ersten Ehefrau des Komponisten etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet, lange Zeit war sie in den Büchern, die sich mit Wagner befassten, nur eine Randfigur. Dabei hat sie für einige weibliche Rollen wie die Senta, Elsa oder Fricka als Vorlage gedient und musste während ihrer Ehe mit einigem fertig werden: mit finanziellen Sorgen, der Flucht vor Gläubigern und drohender Haft sowie mit der Untreue ihres Mannes. Wer ihren Spuren folgen will, kann ihren Geburtsort Oederan und ihr Grab auf dem Alten Annenfriedhof in Dresden besuchen