Es ist viel darüber gestritten worden, ob die Frauen Gewinner oder Verlierer der Reformation waren. Obwohl er von Frauen im öffentlichen Leben nichts hielt und sie nur als Hausfrauen und Mütter sah, setzte sich Martin Luther doch für die Bildung aller Menschen ein, ob Mann oder Frau. Seine These vom Priestertum aller Getauften wurde von den Frauen als Ermutigung empfunden, selbst die Botschaft des Glaubens zu entdecken. Luthers Frau Katharina fügt sich zwar in Luthers Frauenbild ein, nötigte ihm aber allergrößten Respekt ab und brauchte sich nicht hinter dem großen Mann zu verstecken.
Über den Geburtsort von Katharina von Bora darf weiter gestritten werden. Klare Mehrheitsmeinung ist, dass sie im Gut Lippendorf südlich von Leipzig zur Welt kam. Was heute in Brehna als Autobahnkirche allen Reisenden offensteht, war zu Katharina von Boras Zeiten Teil eines Augustinerinnenklosters. Katharinas Vater gab seine Tochter offenbar im Alter von fünf Jahren zu Erziehungszwecken in die Hände der Nonnen. 1509 wurde sie im Kloster Marienthron in Nimbschen bei Grimma aufgenommen, das den Zisterzienserinnen gehörte. Sie erhielt eine gute Ausbildung und legte sechs Jahre später – zum frühestmöglichen Zeitpunkt – ihr Gelübde ab.
Dem reformatorischen Gedankengut konnte sich auch das Kloster nicht entziehen. Im Frühjahr 1523 flohen zwölf Nonnen, von denen neun über Torgau nach Wittenberg gelangten, darunter auch Katharina. Das Kloster wurde aufgelöst und als Wirtschaftsbetrieb weitergeführt. Neben der malerischen Klosterruine befindet sich heute das Hotel Kloster Nimbschen in den ehemaligen Stallungen und Speichern. Zur Erinnerung an das Kloster und seine berühmte Bewohnerin wurde eine Kapelle errichtet, die sich an den gotischen Stil anlehnt.
Von ihrer Stiefmutter und ihren verarmten Brüdern hatte Katharina von Bora keine Hilfe zu erwarten. In Wittenberg fand sie zwar Aufnahme, aber zunächst keinen Ehemann, obwohl Luther zwei Mal selbst für sie vermittelte. Er verdächtigte die junge Frau, „stolz und hoffärtig“ zu sein. So kam es sehr überraschend, dass er sich am 13. Juni 1525 im Schwarzen Kloster mit Katharina von Bora trauen ließ. Ihr Ehering, ein Geschenk des dänischen Königs, befindet sich heute im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig. Die Hochzeitsfeier fand zwei Wochen später statt.
Luthers Heirat fand nur wenig Beifall in einer Zeit, in der die Fürsten mit Luthers Billigung die Bauernaufstände niederschlugen. Katharina Luther wurde als „schamlose entsprungene Nonne“ verschmäht. Doch sie entpuppte sich schnell als ungewöhnlich tüchtige Hausfrau und Wirtschafterin, die selbst ihren Kritikern Respekt abnötigte. Katharina war nun die Lutherin, die von ihm respektvoll „Herr Käthe“ genannt wurde.
Für die Luthers war Torgau eine vertraute Stadt. Der Reformator besuchte die Stadt viele Male, da auf Schloss Hartenfels die sächsischen Kurfürsten residierten, die ihn beschützten und seine Ideen beförderten. Mittlerweile verwitwet, floh Katharina im Herbst 1552 vor der Pest aus Wittenberg und hatte vor den Toren Torgaus einen Unfall, bei dem sie sich den Beckenknochen brach. Begraben ist Katharina Luther in der Marienkirche, in der auch ihr Epitaph zu sehen ist.