Zukunft des Tourismus
Die Gesellschaft Scenario Management International (ScMI), eine Aktiengesellschaft für Zukunftsgestaltung und Strategische Unternehmensführung, hat einen Blick in die Zukunft des Tourismus geworfen und acht Szenarien entwickelt, die hier verkürzt vorgestellt werden. Die verwendete Szenario-Technik basiert auf 22 Schlüsselfaktoren und beschreibt die sich daraus entwickelten vier Kerndimensionen, Entwicklung Binnentourismus, Entwicklung Incoming, Entwicklung Fernreisen und Entwicklung des allgemeinen Umfelds.
Das Szenario1 geht von einem breiten Wachstum aus, breiterer Arbeitsteilung und damit mehr Freizeit und weniger Erholungsbedürfnis, dafür mehr Erlebnisorientierung. Reiseziele stehen im mehr Wettbewerb, durch verbesserte Information (Digitalisierung) und Zugänglichkeit (Mobilität). Das Incoming wächst, die ausländischen Touristen kommen aber nicht wegen Kultur und Geschichte, sondern wegen der Landschaft und der Sicherheit
Szenario 2 geht davon aus, dass die die Einkommen steigen, aber damit auch die Arbeitsbelastung und das Bedürfnis nach Erholung. Dabei ist die Pauschalreise die bequemste, aber auch die sicherste Lösung denn dieses Szenario geht von eine instabilen globale Sicherheitslage aus. Das führt zu verstärkten Pauschalreisen ins bekannte europäische Ausland. Diejenigen, die im eigenen Land bleiben, haben sich an ihren Zielen mit zunehmender Konkurrenz ausländischer Touristen auseinanderzusetzen, da Deutschland als sicheres Reiseland sehr beliebt ist.
Szenario 3 geht ebenfalls von einer verschlechterten globalen Sicherheitslage und der damit steigenden Beliebtheit Deutschlands als Reiseziel der Einheimischen aber auch der internationalen Gäste aus. Die Fernreisen der Deutschen gehen damit zurück, aber auch durch ein verstärktes Auseinanderklaffen der Einkommen. Die Ausgabebereitschaft sinkt deutlich, günstige Angebote werden gesucht. Die ausländischen Gäste sind hingegen deutlich Ausgabe freundlicher, die deutsche Reisebranche profitiert.
Im vierten Szenario wird die Globalisierung zurückgedreht. Die Mobilität ist eingeschränkt, das Besinnen auf Heimat und Traditionen nimmt hingegen zu. Die Angst vor Armut nimmt zu, da das Wirtschaftswachstum erlahmt. Die Digitalisierung wird als Treiber dieser Entwicklung identifiziert, deswegen will man im Urlaub auch auf die Technik eher verzichten. Deutschland wandelt sich zu einen attraktiven Reiseziel für kulturliebende Individualreisende, die verstärkt die Angebote des öffentlichen Verkehrs nutzen. Auch die Unterkunft wird persönlicher, individueller und kleinteiliger. Die Anzahl der ausländischen Gäste steigt nicht, da es für sie keine entsprechenden Pauschalangebote gibt.
Das fünfte Szenario beschreibt einen Zusammenbruch des Reisemarktes durch eine verschlechterte Einkommensentwicklung und damit verbundenen geopolitischen und sozialen Konflikten, die die Lust am Reisen reduziert, auch bei den ausländischen Gästen. Stattdessen bleibt man in den eigenen vier Wänden und die Nachbarschaft wird immer wichtiger. Durch die geringer Zahlungsbereitschaft und zurückgehende Buchungen schrumpft der Hotelmarkt und auch Buchungsplattformen sind nicht mehr profitabel zu betreiben. Couchsurfing und kleine Bed&Breakfast sind beliebt, vermittelt über nichtkommerzielle Tauschbörsen. Auch Kultur-, Gastronomie- und Erlebnisangebote reduzieren sich auf die Angebote für die Einheimischen, die von Touristen dann mit genutzt werden.
Szenario 6 skizziert die allgegenwärtige und umfassende Digitalisierung, die die Arbeitswelt grundlegend verändert. Da man jederzeit und an jedem Ort der Welt erreichbar ist und arbeiten kann, verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Durch die weltweite Vernetzung nimmt das Fernweh rapide ab, Ablenkung schaffen einzigartige und spannende Erlebnisse, die man sowohl real im regionalen Umfeld findet oder digital erlebt. Teures und beschwerliches Reisen verliert gegen das virtuelle Erleben, Städtereisen und Kulturerlebnisse werden zu anstrengend. Durch den Nachfragerückgang leidet die Ferienhotellerie. Reiseveranstalter wandern in die digitale Bereitstellung von Urlaubsangeboten ab.
Im Szenario 7 ist die Welt durch die Digitalisierung und Globalisierung beschleunigt und befriedet. Wachsende Freizeit und Wohlstand fördern da Fernweh und damit die Fernreisen, wodurch das heimische Angebot an Attraktivität und damit die Regionen an Gästen und die Leistungsanbieter an Umsatz verlieren. Die weltweite Vernetzung erleichtert die Reiseplanung, Urlaub ist wertvoll und es wird gerne Geld dafür ausgegeben.
Das achte und letzte Szenario geht von globaler Mobilität, einer nachhaltig positiven Weltwirtschaft und der intelligenten Nutzung digitaler Innovationen als Rahmenbedingungen aus. Die stabile Sicherheitslage und gute Einkommen werden für individuelle Fernreisen genutzt. Fremde Kulturen erleben steht mehr im Vordergrund, Erholung ist durch entspannte Arbeitsprozesse weniger wichtig geworden. Auch die deutschen Reiseziele profitieren von der Entwicklung, in dem deutlich mehr ausländische Gäste individuellen Urlaub in Deutschland verbringen. Dabei stehen individuelle Freizeit und Erlebnisangebote, aber auch Unterkünfte im Focus.
Die beschriebenen Szenarien gehen sehr weit, zum Teil diametral auseinander, beschreiben aber, zum Teil vielleicht überzeichnet, in eine weite Bandbreite der möglichen Entwicklung. Die Szenario-Technik ist gegenüber einfachen Prognosetechniken hier überlegen, denn sie zeigt Alternativen auf und damit auch die Möglichkeit, die Entwicklung mit zu steuern, Fehlentwicklungen zu erkennen und nicht als gegeben hinzunehmen.
Wer die komplette Beschreibung lesen möchte, kann das hier tun.