„Wer war Fritz Kittel – ein Reichsbahnarbeiter entscheidet sich – zwei Familien 1933 bis 2022“ heißt die neue multimediale Wanderausstellung der Deutschen Bahn. Nach der Eröffnung im Deutschen Technikmuseum Berlin ist sie vom 5. Mai bis 11. Juni 2023 als erster Programmpunkt der 32. Tage der Jüdischen Kultur Chemnitz im Foyer des smac – kurz für: Staatliches Archäologie Museums Chemnitz – zu sehen. Der Eintritt ist kostenfrei.
Die Ausstellung entstand gemeinsam mit der Schriftstellerin Esther Dischereit. Der Reichsbahnarbeiter Fritz Kittel hatte ihre Mutter Hella und Schwester Hannelore Zacharias in der NS-Zeit versteckt. Beide überlebten den Holocaust. Seiner Familie hatte Fritz Kittel zeit seines Lebens von seiner Tat nichts erzählt. Sie erfuhren erst durch Esther Dischereit vor zwei Jahren davon. Die Ausstellung ist den Lebensgeschichten der beiden Familien gewidmet.
Sie beleuchtet kritisch die Rolle der Deutschen Reichsbahn im Nationalsozialismus. In ihrer Verantwortung wurden die Sonderzüge in die Vernichtungslager des Ostens gefahren. Die Ausstellung zeigt hierzu Dokumente und fragt nach dem Schicksal von Eisenbahnern, die Juden waren. Was geschah mit Paul Levy, Ludwig Homberger und Franz Bergmann?
Videos und literarische Miniaturen
Esther Dischereit nimmt Objekte und Fragen der Suche nach dem Geschehenen mit 17 Textstücken in eine Erzählung der Gegenwart auf. Sie schuf mit diesen literarischen Fundstücken eine Verschränkung von Fiktion und Dokumentation. „Die Zeugnisse der Kunst eröffnen uns andere Räume. Sie sprechen mit uns als Seelenmenschen“, sagt die Schriftstellerin. Diese 17 Texte können mitgenommen werden. Sie sind dem Dokumentarischen in Schubladen zugeordnet.
Das Konzept für die Ausstellung wurde gemeinsam mit der Historischen Sammlung der Deutschen Bahn entwickelt. Für den Ausstellungsentwurf und die grafische Gestaltung konnte die Kommunikationsdesignerin Veruschka Götz gewonnen werden, für die Videos der Dokumentarfilmer Gerhard Schick.
Mit der Ausstellung „Wer war Fritz Kittel“ setzt die DB ihr Engagement für eine demokratische Gesellschaft mit einer aktiven Erinnerung an die Opfer von Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und Gewaltherrschaft fort.
Das smac zeigt „Wer war Fritz Kittel“ im Rahmen seiner Foyer-ausstellungen. Diese Ausstellungen bilden Missionen und Werte des Leitbildes des Museums ab. Hierin verpflichtet sich das smac aufgrund seines Standortes im ehemaligen Kaufhaus Schocken und seiner deutsch-jüdischen Geschichte aktiv Erinnerungskultur zu leben und erlebbar zu machen.