Willi Baumeister kann aus heutiger Sicht als »social hub«, als gesellschaftlichen Mittelpunkt, charakterisiert werden. Er war sein ganzes Leben lang ein ausgezeichneter Netzwerker, der bereits sehr früh in seiner künstlerischen Laufbahn wichtige internationale Kontakte knüpfte, die er auch während des Zweiten Weltkriegs größtenteils aufrechterhalten konnte. Zu seinem Freundeskreis zählten unter anderem Hans Arp, Hanna Bekker, Max Bill, Robert Delaunay, Sonja Delaunay-Terk, Karl Otto Götz, Camille Graeser, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Paul Klee oder Oskar Kokoschka. Aber auch seine weitreichenden Kontakte in die Architektur (etwa Le Corbusier, Alfred Roth oder Richard Döcker) und in die Welt der Werbegrafik (Ella Bergmann-Michel, Robert Michel, Kurt Schwitters u.a.) erwiesen sich als äußerst fruchtbar für die breitgefächerte Entwicklung eines im wesentlichen intermedial angelegten Werkes, das sich nicht nur auf Malerei beschränkte.
Das Museum Gunzenhauser in Chemnitz besitzt nach der Staatsgalerie Stuttgart und zusammen mit der Sammlung Domnick in Nürtingen den drittgrößten, öffentlichen Sammlungsbestand an Gemälden Willi Baumeister in Deutschland. Die Sammlung umfasst heute 39 Arbeiten aus den verschiedensten Stilphasen des Künstlers. Dieser bisher nie in Gänze gezeigte Bestand bietet einen idealen Ausgangspunkt für eine groß angelegte Willi-Baumeister-Ausstellung, die diesem Ausnahmekünstler und all seinen Werkphasen und Medien, seinen kunsttheoretischen und künstlerischen Haltungen gewidmet ist. Neben weiteren Leihgaben aus Museen liegt ein besonderer Fokus auf der Sichtbarmachung von bisher wenig gezeigten Werken aus Künstler:innennachlässen.
Zusätzlich beleuchtet eine breit angelegte Auswahl an Filme, Briefe, Postkarten und Fotografien den Künstler als kulturpolitischen Kosmopoliten, Verfechter der abstrakten Kunst und außergewöhnlichen Hochschullehrer. Ergänzungen durch Belege und Kunstwerke Dritter verdeutlichen schließlich, wie hoch sein Ansehen und die Wertschätzung ihm gegenüber gewesen ist.